Sie wollen aus dem Hamsterrad entkommen, weil es nur von innen aussieht wie eine Karriereleiter? Der folgende Artikel dürfte Sie sehr interessieren…

Dieser geschätzte Gastbeitrag über Glück ist von Katharina Tempel!

Glücklich zu sein ist das Ziel alles menschlichen Seins. Alle anderen Ziele führen auf dieses eine Ziel hin. Warum wollen wir denn reich oder schön sein? Weil wir uns erhoffen, dadurch glücklich zu werden. Warum kaufen wir das neue Smartphone oder müssen unbedingt den größten Fernseher haben? Weil uns die Werbung suggeriert, dass es uns dadurch gut ginge und wir endlich glücklich wären.

Ein Leben im Hamsterrad

Hamsterrad von Th. Reinhardt / pixelio.de

Glück hat die Menschen schon immer beflügelt. Es gibt zahlreiche Theorien und Sprüche dazu. Und obwohl es so omnipräsent ist, machen sich die wenigsten von uns wirklich Gedanken darüber, wie sie ihr eigenes Glück finden können.

Wir gehen zur Schule und machen unser Abitur, weil das von uns erwartet wird. Das Studienfach suchen wir nach den besten Karriere- oder Gehaltsoptionen aus. Es folgen der erste Job und zahllose Überstunden um dem Chef und der Welt zu zeigen, wie wichtig wir sind. Und wir beißen uns weiter durch: die erste Gehaltserhöhung, ein Firmenwagen – Jetzt können wir der ganzen Welt zeigen, was wir erreicht haben.

Zwischendurch fragen wir uns vielleicht manchmal, ob das jetzt alles war und es das schon gewesen ist? Aber diese Gedanken verstauen wir ganz schnell wieder im Hinterstübchen oder schlussfolgern daraus, dass wir wohl noch nicht genug Geld haben, um glücklich zu sein.

Früher oder später schlittern die meisten von uns auf diesem Weg in die Krise. Entweder, weil ein plötzlicher Todesfall in der Familie oder eine schwere Diagnose uns die Diskrepanz vor Augen führt, die zwischen dem Leben, das wir wollen und dem Leben, das wir führen, besteht.

Oder es kommt zum schleichenden Burnout, zum Nervenzusammenbruch, zur Depression. Spätestens am Todesbett fragen sich viele, was sie da eigentlich gemacht haben. Doch wenn sie erkennen, dass sie nur das eine Leben hatten, ist es meistens schon zu spät.

Wie wird man glücklich?

Wie können wir das vermeiden?
Unser Glück in die Hand nehmen, bevor es dafür zu spät ist?
Und wie machen wir das überhaupt: glücklich werden?
Was muss man tun, um zufrieden zu sein und ein erfüllteres Leben zu führen?

Natürlich gibt es dabei nicht die eine Wahrheit, an die man sich halten muss und der Weg in ein erfüllteres Leben sieht sicherlich für jeden anders aus. Aber im Großen und Ganzen wird man um zwei „Prozesse“ nicht umhin kommen: so muss man sich zu allererst das gegenwärtige Befinden und die eigenen Wünsche bewusst machen und dann auch noch den Mut finden, seinen Weg ungeachtet von äußeren Widerständen zu verfolgen.

Herausfinden was man wirklich will

Motorradfahrer - Uli Carthäuser / pixelio.de

Am Anfang steht also eine Phase der Bewusstwerdung, in der man sich auch einigen unangenehmen Fragen stellen muss.

Dabei gilt es zunächst einmal zu klären, mit welchen Bereichen seines Lebens man gegenwärtig zufrieden ist und in welchen Bereichen noch Nachbesserungsbedarf besteht.

Von da aus geht es dann weiter:

Was erwartet man vom Leben?
Wer möchte man sein?
Wofür möchte man erinnert werden?
Was will man erlebt haben?
Was würde man machen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Aber wer wirklich etwas ändern will, kommt nicht um sie herum.

Lebt man wirklich so, wie man sich das wünscht? Ob man Vorstandsvorsitzender einer Bank, Musiker oder Hausmeister ist spielt dabei überhaupt keine Rolle. Wichtig ist nur, sich bewusst für ein Leben zu entscheiden und dieses dann auch so zu führen. Denn es gibt wohl nur wenig, was wir so sehr bereuen, wie es versäumt zu haben, unser eigenes Leben zu nutzen.

Am Anfang steht also eine bewusste Entscheidung. Und egal, wie diese ausfällt – selbst wenn man sich entscheiden sollte, gar nichts zu ändern:– Hauptsache, man bleibt dieser Entscheidung treu.

Dann klappt‘s auch mit dem Seelenfrieden.

Den eigenen Weg gegen alle Widerstände verfolgen

Sprung - daniel stricker / pixelio.de

Wenn man sich mit solchen Fragen auseinandersetzt, gelangt man vielleicht zu Antworten, die das eigene Umfeld schockieren oder die von anderen belächelt werden könnten.

Sich von den Meinungen anderer unabhängig zu machen, ist eine der schwersten Aufgaben auf dem Weg in ein zufriedeneres Leben. Denn wir lassen uns ständig von unserer Außenwelt beeinflussen: davon was andere haben, was sie denken und auch davon, was sie sich für uns vorstellen.

Ehe man sich versieht, landet man in einem Job, der vielleicht nur an dritter oder vierter Stelle auf der eigenen Wunschliste stand, den man aber besser vor anderen rechtfertigen kann.

Wir übernehmen Aufgaben, weil wir wissen, dass andere uns dafür bewundern und wir trennen uns von Partnern, weil andere denken, dass sie nicht gut für uns sind.

Dabei sind wir die Experten für unser eigenes Leben. Wer, wenn nicht ich, weiß denn wirklich was mir gefällt und was mir nicht gefällt?

Wir müssen andere andere sein lassen. Sie leben ihr leben und wir unseres. Keine Vergleiche (die Frage ist sowieso, mit was wir vergleichen!). Wer diese Wahrheit erkannt hat, der muss sich auch nicht mehr schlecht fühlen, weil der Nachbar einen teuren Jaguar fährt oder die Freundin einen angesehenen Job hat. Denn wenn man auch nur für eine Minute innehält und überlegt, ob man diesen Job denn auch gerne ausüben würde, kommt man meistens zu der Erkenntnis, ihn nicht zu wollen.

Und eigentlich fährt man auch lieber Smart als Jaguar.
Warum sich also klein fühlen, wenn man sowieso andere Prioritäten hat?

Darum sollten wir unseren eigenen Weg gehen, unabhängig davon, was andere davon halten. Wir müssen mutig sein, denn es kostet einiges an Überwindung sich von der Allgemeinheit abzusetzen. Aber wer wirklich etwas verändern will, wer es anders machen möchte, der braucht auch Mut und Risikobereitschaft.

Denn es wird Gegenwind und Kritik geben und unangenehme Fragen sowieso. Und dann besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass man mit seinen Vorhaben scheitert…

Ohne Mut geht es nicht. Aber nur wer wagt, kann auch gewinnen.

Fotos: Titelbild Gipfelstürmer und Sprung von Daniel stricker, Hamsterrad von Th. Reinhardt, Motorradfahrer von Uli Carthäuser (alle pixelio.de).

 

Katharina Tempel ist Diplom-Psychologin und verfasst derzeit an der Freien Universität Berlin eine Doktorarbeit zum Thema Wohlbefinden. Auf ihrem Blog Glücksdedektiv schreibt sie über das erfüllte Leben und die Suche nach dem Glück und gibt praktische Tipps zur Steigerung des Wohlbefindens.