Dieser geschätzte Gastbeitrag über mies gelaunte Menschen und den Umgang mit ihnen ist von Yvonne Villiger!
Es gab eine Zeit, da war ich so richtig genervt und habe meine Kollegin gefragt: „Erzähl mal, steht auf meiner Stirn geschrieben: Ich helfe allen?“ Sie schaute mich nur an und lachte darüber.
Mir war es aber ernst, denn ich bin mir oft vorgekommen wie ein seelischer Mülleimer. Alle schütteten ihre Probleme und Sorgen da hinein und keiner merkte, wie überfüllt dieser schon war. Noch dazu wollte niemand meine Ratschläge hören – geschweige denn annehmen oder umsetzen.
Schlimm wurde es, als ich merkte, dass es auch mich herunterzog und mir die gute Stimmung nahm. Das machte mich echt sauer. In keinem Moment habe ich daran gedacht, es könnte vielleicht auch ein bisschen an mir liegen. Ich war ja so nett und lieb zu allen und habe mir alles angehört.
In meiner Ausbildung zum Coach habe ich viel über die Hintergründe unseres Verhaltens gelernt. „Psychologische Antreiber“ werden diese genannt. Es handelt sich um verinnerlichte, in der Kindheit erlernte Anweisungen, die von Autoritätspersonen, im sicheren Glauben, Gutes und Wertvolles mit auf den Weg zu geben, vermittelt wurden.
Diese Antreiber versprechen, dass man auf diese Art und Weise gut durchs Leben kommt, damit Erfolg und Selbstbestätigung erfährt.
Dieses „Antreiberverhalten“ ist stress- und nicht lösungsorientiert, kostet zudem viel Energie und schränkt oftmals die Wahlfreiheit erheblich ein.
Mit dem Antreiber „sei liebenswürdig“ wollen wir uns etwas näher auseinandersetzen, weil dieser für die anfangs erzählte Geschichte zuständig ist.
Du musst immer nett sein!
- Ich darf (und möchte ja) niemanden verletzen.
- Du musst immer freundlich zuhören!
- Ich darf nicht unhöflich sein, muss da jetzt durch, ob ich im Moment Zeit habe oder nicht.
- Du musst Dich sozial um Deine Mitmenschen kümmern!
- Wenn ich mir nicht alles anhöre, bin ich egoistisch.
Diese Sätze werden vielen von uns nicht nur eingeprägt, sondern es wird uns mit diesem Verhalten auch unbewusst zugesichert, dass wir damit geliebt werden, Zuneigung und Anerkennung erhalten.
Soziales Engagement und Kompetenz ist wichtig. Sie sollten entscheiden, wo Sie diese einsetzen und in welcher Form. Wenn Menschen in Not sind und Sie brauchen, ist es selbstverständlich, dass Sie sich darum kümmern.
Oft geht es hingegen um Miesepeter, Spaßbremsen, Jammerlappen und ewige Nörgler. Es gibt ein gutes Sprichwort, das sagt:
Wenn jemand ein Problem erkannt hat und nichts zur Lösung des Problems beiträgt, ist er selbst ein Teil des Problems. (Zitat twittern)
Es geht um die Menschen, die uns mit ihren negativen Denkmustern herunterziehen und eigentlich nichts an ihrer Situation ändern möchten und schon gar nicht unsere Hilfe annehmen.
Den Begriff „Mülleimer“ habe ich eingangs nicht zufällig gewählt. Wir verhalten uns genau so: Sobald jemand mit einem Problem auf uns zukommt, öffnen wir den Deckel und laden herzlich dazu ein, bei uns den ganzen Müll zu entsorgen. Dies tun wir oft, ohne ein einziges Wort zu sagen. Nur mit unserer zusammensinkenden Körpersprache drücken wir aus, wie die Last immer grösser wird.
Materialien: Augen und Ohren, im Nachgang Stift und Papier.
Dauer: 2 Minuten.
Durchführung:
- Wenn das nächste Mal ein Kollege zum Nörgeln auf Sie zukommt, achten Sie genau auf Ihre Körperhaltung.
- Was tun Sie in diesem Moment? Welche Bewegungen machen Sie? Was passiert in Ihrem Gesicht? Was tun Ihre Hände?
- Schreiben Sie anschließend alles im Detail auf ein Blatt Papier.
Sie werden merken, schon beim Eintreten der Person schauen sie diese sofort an, neigen sich leicht nach vorne (Deckel geht auf) und Ihr Gesicht sagt: „Ich bin ganz bei Dir und helfe.“
Allein mit dieser einladenden Geste wird sich die Person sofort bei Ihnen aufgehoben fühlen, um geradezu motiviert, alle Sorgen bei Ihnen loszuwerden. Mit Gesten wie kopfnicken, bejahen und einem empathisch leidenden Gesicht sind Sie bald in derselben negativen Schiene.
Da Sie jetzt über die Auswirkungen der Körpersprache Bescheid wissen, gehen wir in die nächste Übung.
Materialien: Augen und Ohren.
Dauer: 2 Minuten.
Durchführung:
- Sie sehen einen „Jammerlappen“ auf sich zukommen. Bleiben Sie in Ihrem Gesicht freundlich, doch distanziert.
- Denken Sie dazu beispielsweise: „Ich bin gut gelaunt und möchte positiv bleiben.“
- Lehnen Sie sich in Ihrem Stuhl leicht zurück.
- Warten Sie, bis Sie angesprochen werden. Bleiben Sie positiv.
Diese non-verbale, zurücklehnende Körperhaltung wird dieser Person Motivation nehmen, ihren ganzen Ärger loszuwerden.
Wenn wir diese Übung in Workshops mit den Teilnehmern durchführen, kommt ein unglaublicher Wow-Effekt: Die Teilnehmer berichten, dass sie schon beim Nähertreten aufgrund des Zurücklehnens die Lust am Jammern verlieren.
Was tun mit hartnäckigen Jammerern und Pessimisten?
Der einzige Mist, auf dem nichts wächst – ist der Pessimist.
Die mit sich selber unzufriedenen Menschen lachen selten bis nie. So wird der Jochbeinmuskel (der die Mundwinkel nach oben zieht) nicht trainiert. Irgendwann denkt dieser: „Na wenn der mich nie braucht, dann kann ich mich auch hängen lassen.“ So werden Ihre Mundwinkel mit den Jahren nach unten fallen, doch damit leider auch Ihre Stimmung.
Der Pessimist
Zwei Freunde sehen sich nach längerer Zeit wieder. Sagt der eine zum anderen: „Um Gottes willen, du siehst ja furchtbar aus!“
Sagt der andere: „Kein Wunder – bei meinem neuen Job. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich da mitmache.“
„Ja, warum, was machst du denn mit?“
„Morgens um sechs geht’s los. Zementsäcke schleppen, un- fassbar schwer, vom Keller hoch in den fünften Stock, kein Aufzug, keine frische Luft, heiss, Kollegen sind gemein, nur eine Pause während des ganzen Tages, zehn Minuten, so geht das bis sieben Uhr abends. Und morgens wieder hoch …“
„Du lieber Himmel“, sagt der Freund erschrocken, „wie lange machst Du das denn schon?“
„Morgen fange ich an.“
Mies gelaunte Menschen, die kein Lachen mehr übrig haben, brauchen Ihres am nötigsten. Das Wesentlichste ist oft, sich nicht anstecken zu lassen von mieser Laune, sondern fröhlich zu bleiben.
Oft passiert jedoch genau das Gegenteil. Sie sehen zu Beispiel Ihren Chef und denken: „Ups, schlechte Stimmung“ und passen Ihre Gesichtsmimik sofort an. Achten Sie einmal darauf!
Das hängt mit den Spiegelneuronen zusammen. Beobachten wir einen Menschen bei einer Handlung, lösen diese Nervenzellen die gleichen Impulse aus. Als ob wir die Handlung selbst vornehmen würden.
Das funktioniert bei Gähnen und Lachen genauso. Deshalb ist es ja so wichtig, dass Sie fröhlich bleiben, denn Sie haben damit die gleichen Chancen, Ihren Chef damit anzustecken. Probieren Sie es aus.
Hier ein paar Ideen für positive und humorvolle Reaktionen auf Ihren mürrischen Chef. Sie betreten sein Büro und könnten sagen:
- „Was kann ich Ihnen heute Gutes tun, um Sie fröhlich zu stimmen?“
- „Wie könnte ich Sie heute unterstützen und zu einer guten Stimmung beitragen?“
- (Mit einem Augenzwinkern) „Hinter Ihrem ernsten Gesicht steckt ein Lächeln, ich kann es sehen.“
- „Ich komme heute zu ihnen, um mir ein Lächeln abzuholen, dass ich gerade dringend brauchen könnte. Hätten Sie eins für mich übrig?“
Aus Erfahrungen mit solchen Aussagen kann ich Ihnen versichern, dass gerade solche schlecht gelaunten und gestresste Menschen froh sind, wenn jemand es überhaupt bemerkt und sie aus diesem Dilemma befreit.
Humor hilft Ihnen dabei, solche Situationen aufzulockern. Die Chancen stehen gut, dass Sie die anderen mit Ihrer Heiterkeit anstecken.
Yvonne Villiger ist Expertin für Business-Humor und Autorin des Buches ausGELACHT. Ihre jahrelange Erfahrung als Coach, Trainerin und Businessfrau ist die valide Basis aus der sie schöpft, um mit wertvollen und praxiserprobten Tipps aufzuzeigen, wie man (nicht nur mies gelaunte) Menschen mit Humor begeistern und für sich gewinnen kann.
Sie ist überzeugt, dass speziell am Arbeitsplatz mehr Humor eingebracht werden sollte, damit der stetig wachsende Erwartungs- und Erfolgsdruck gelindert werden kann.
Mehr über Yvonne Villinger erfahren Sie hier: www.yvonne-villiger.ch
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