Dieser geschätzte Gastbeitrag über mehr Liebe zur Arbeit ist von Ilona Bürgel!

Wir Deutschen zeigen all zu gern auf unsere Arbeit, wenn wir uns gestresst und unwohl fühlen. Doch die TK-Stressstudie 2013 hat auch gezeigt, dass Rang zwei der Stressoren unsere Einstellung ist. Drehen wir doch den Spieß einfach um und machen mehr aus dem, was wir haben. Hier finden Sie die 26 Erkenntnisse und Untersuchungen für mehr Freude an der Arbeit.

1. Sorgen Sie angenehmer für Produktivität

Es wurde in einer Metaanalyse von Sonja Lyubomirsky (Lyubomirsky et. al, 2005) wissenschaftlich nachgewiesen, dass Wohlbefinden ein wesentlicher Faktor für die Arbeitsproduktivität ist. Menschen, denen es gut geht, leisten gern, sind effizienter und verdienen mehr.

2. Nutzen Sie den Spitzenreiter in Sachen Wohlbefinden

Die Gallup-Gruppe um Tom Rath hat in weltweiten Studien herausgefunden (z.B. einer der aktuellsten, Rath et. al, 2010), dass es fünf Arten von Wohlbefinden gibt. Das…

  • Tätigkeitswohlbefinden,
  • soziales-,
  • finanzielles-,
  • physisches- und
  • das Gemeinschaftswohlbefinden.

Die Tätigkeit hat doppelt so großen Einfluss auf unser Gesamtwohlbefinden wie alle anderen Formen des Wohlbefindens. (Zitat tweeten)

3. Prüfen Sie Ihre Motivation

In der TK-Stressstudie 2013 konnte nachgewiesen werden, dass „Spaßarbeiter“ gegenüber „Broterwerbarbeitern“ weniger erschöpft sind, nämlich jeder vierte statt jeder zweite. Weiterhin sind sie weniger depressiv: und zwar 7 im Vergleich zu 23%.

4. Entwickeln Sie ein flexibles Weltbild

Für Optimisten ist die Welt voller Chancen. Bei Rückschlägen suchen sie nach der nächsten, statt Fehler als Bestätigung mangelnder eigener Fähigkeiten zu sehen.

5. Belohnen Sie sich selbst

Daniel Pink hat untersucht, was Menschen bei der Arbeit motiviert (Pink, 2009). Arbeit darf Spaß machen und ist dann keine Pflichterfüllung mehr, für die die Anreize ständig erhöht werden müssen. Wenn die Belohnung die Tätigkeit selbst ist – sei es durch zufriedene Kunden, Wissenserweiterung oder die Freude daran, das Beste zu geben – herrscht eine andere Moral und Produktivität.

Firmen, denen Selbstbestimmung wichtig ist, haben eine vier Mal größere Wachstumsrate und erwirtschaften ein Drittel mehr. (Zitat tweeten)

6. Genießen Sie Ihre Beziehungen

Die Ergebnisse der Onlineumfrage von www.stellenanzeigen.de zeigt, dass Mitarbeiterzufriedenheit durch ein gutes Verhältnis zu direkten Kollegen/zum Chef durch Lob und Anerkennung bestimmt wird.

7. Sehen Sie den Fortschritt bei der Arbeit

Was Mitarbeiter wirklich wollen, fragten Theresa M. Amabile und Steven J. Kramer von der Harvard Busines School und analysierten Tagebucheintragungen.

Anerkennung, persönliche Unterstützung und vor allem das Fördern von Fortschritten bei der Arbeit kristallisierten sich als stärkste Treiber heraus (Ambile & Kramer, 2010). (Zitat tweeten)

8. Nutzen Sie die Erfolgsformel 3:1

Barbara Fredrickson (Fredrickson, 2011) hat sich mit der Frage beschäftigt, in welchem Verhältnis positive zu negativen Momenten stehen müssen. Dadurch, dass negative Gefühle bei weitem stärker wirken als positive, braucht es ein 3:1 von Positivem zu Negativem. Auf ein Mal Ärgern darf sozusagen drei Mal Freuen kommen.

Dies klingt anstrengender als es ist, denn unser Leben ist ja voll von schönen Dingen, wir schätzen sie nur nicht.

Beginnen Sie z.B. Meetings mit positiven Informationen, schreiben Sie Ermutigendes in Ihre Mailsignatur. (Zitat tweeten)

9. Schalten Sie mal ab

Der Frage, ob das Thema Erreichbarkeit ein Krankmacher ist, ging der DAK Gesundheitsreport 2012 nach und befragte dazu 3000 Erwachsene. 78,9% der Befragten stimmten der Aussage zu „Mein Arbeitgeber akzeptiert, wenn ich außerhalb der Arbeitszeit nicht erreichbar bin“.

Also: Raus aus dem selbst gemachten Druck!

10. Lassen Sie sich von Stress nicht stressen

Vermitteln und erwerben Sie Wissen über Stress und Burnout, aber legen Sie darauf nicht den Fokus. Die Gehirnforschung zeigt: je häufiger wir etwas wiederholen, umso stärker werden die neuronalen Verknüpfungen im Gehirn.

Also raus aus der Problem- hin zu Lösungsorientierung.

11. Sehen Sie, was Sie leisten

Viel zu lange haben wir darauf gewartet, dass uns Kollegen oder Chefs mal fragen, wie es uns geht, dass sie uns loben oder sehen, was wir leisten. Sie werden es nicht tun, so lange wir unsere Leistungen nicht selbst anerkennen und wir uns selbst wichtig nehmen.

12. Erwarten Sie das Glück bei der Arbeit

Überprüfen Sie Ihre Einstellungen. Sind Sie dankbar, dass Sie diese Arbeit haben? Freuen Sie sich, dass Sie dort interessante Menschen treffen?

Überall wartet das Wohlbefinden auf uns – wenn wir es treffen wollen und sehen können. (Zitat tweeten)

Denn um etwas wahrzunehmen, müssen wir es kennen oder erwarten, sonst sehen wir es nicht.

13. Erteilen Sie sich ein Spekulationsverbot

Die Kollegin grüßt nicht, der Kunde ruft nicht zurück? Schluss mit den Spekulationen über die Ursachen. Sie rauben gute Energie. Bleiben Sie neutral.

Was sind wirklich Tatsachen und wo gehen Phantasie und Bewertungen mit Ihnen durch?

14. Legen Sie schwierige Termine auf Dienstag

Dienstags ist unsere Leistungsfähigkeit am größten. Das sollten Sie öfter nutzen, vor allem für ungeliebte Meetings.

15. Beginnen Sie morgens mit dem größten Brocken

„Eat that frog!“ Dieser Tipp von Brian Tracy ist ein Effizienzbuster. Statt zu verschieben und den Brocken dadurch immer größer werden zu lassen, werden Sie stolz und glücklich sein, etwas Großes so früh geschafft zu haben.

Das Gehirn belohnt Sie mit einer Extraportion Dopamin, was Sie den ganzen Tag lang viel produktiver sein lässt.

16. Konzentrieren Sie sich auf Stärken

Wer seine Stärken bei der Arbeit nutzt, ist 6 mal häufiger engagiert und hat 40 Stunden Spaß (Rath et. al, 2010). (Zitat tweeten)

Wer die eigenen Stärken nicht nutzt, brennt schon nach 20 Stunden aus.
Egal wie anstrengend die Arbeit ist.

17. Sehen Sie Erfolge und von sich und anderen

Beginnen Sie Teambesprechungen, das Abendessen oder die Reflektion über den Tag mit Gelungenem, mit Erfolgen.

18. Entdecken Sie ein Optimismus-Motto

Es gibt immer Augenblicke, wo etwas schief läuft oder anders als erwartet. Dafür brauchen Sie eine Aufmunterung wie „Das wird schon“ oder „Es geht am Ende alles gut“.

19. Bringen Sie etwas zu Ende, bevor Sie das nächste anfangen

Unerledigtes sitzt uns ständig im Genick, egal wie klein oder groß, genannt „Zeigarnik-Effekt„. Das unangenehme Gefühl, nicht genug geschafft zu haben, kommt häufig daher, dass wir so viel anfangen und uns ablenken lassen.

20. Bestimmen Sie Anfang und Ende

Fangen Sie Meetings, Gespräche usw. pünktlich an und beenden Sie sie zur festgelegten Zeit. Effizienz und Freude werden sofort steigen.

Testen Sie auch einmal ein Meeting im Stehen und schalten Sie Ihr Telefon aus.

21. Nutzen Sie die Kraft der sich selbst erfüllenden Prophezeiungen

Arbeiten Sie regelmäßig mit guten Gedanken. Bauen Sie sich einfache Sätze aus optimistischen Absichten, die Sie so häufig wie möglich wiederholen. Etwa „Ich bekomme Unterstützung und nehme sie an“ oder „Ich stecke meine Kunden mit meinem Optimismus an“.

22. Lächeln Sie mal wieder bei der Arbeit

Sarah Pressman fand in ihrer Forschung (Kraft & Pressman, 2012), dass Lächeln, selbst wenn uns nicht danach ist, zur Stressreduktion und Glücksgefühlen führt. Dies gilt auch für das so genannte „unechte“ Lächeln, bei dem nur der Mund, nicht die Augen, lachen.

Klemmen Sie dazu einfach mal für eine Minute einen Stift zwischen Ihre Lippen und schauen, was passiert.

23. Verbessern Sie Ihre Arbeit

Die Positive Psychologie hat erforscht, dass das „job crafting“ (also die Modifizierung der aktuellen Arbeit) eine Möglichkeit ist, damit sie erfüllender wird.

Varianten dafür sind: Anzahl, Umfang oder Art der Arbeitsaufgaben, die Anzahl und Art der Interaktionen mit anderen oder mentale Bezüge (z.B. Sinnfragen) zu ändern.

Finden Sie alte oder neue Motive, einen Sinn, wofür das, was Sie tun, gut ist. Dadurch ändern Sie Ihre Perspektiven und können alte Arbeit neu bewerten und erleben.

24. Ändern Sie, was sie stört

Die Tür quietscht, das Auto ist schmutzig, der Schreibtisch steht ungünstig? Die Haarfarbe ist nicht mehr aktuell und die Kleidung ist zu klein geworden.

Worauf warten Sie?

Jetzt ist der Zeitpunkt sich von unnützen, unsinnigen oder unpraktischen Dingen zu befreien, die sonst immer wieder Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Wohlbefinden kosten.

25. Üben Sie sich in Selbstdisziplin

Das heißt, alles genau dann zu tun, wann es zu tun ist. Sofort, ohne zu verschieben und Ausreden zu folgen. Das fühlt sich super an, wenn es geschafft ist.

26. Schaffen Sie nach der Arbeit Abstand

Geben Sie die Illusion auf, wir könnten Arbeit und Privatleben trennen. Sorgen Sie lieber dafür, dass Sie in einem guten Zustand nach Hause kommen. Gehen Sie einige Schritte zu Fuß, meditieren Sie, hören Sie eine Entspannungs-CD.

Wenn Sie gute Laune mit nach Hause bringen, kommt diese von dort auch zur Arbeit zurück. (Zitat tweeten)

Literatur

Amabile, T. M., & Kramer, S. J. (2010). What really motivates workersHarvard Business Review, 88 (1), 44-45.

Fredrickson, B. (2011). Die Macht der guten Gefühle. Wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert. Campus Verlag Frankfurt/New York.

Kraft, T. L., & Pressman, S. D. (2012). Grin and bear it the influence of manipulated facial expression on the stress responsePsychological science, 23 (11), 1372-1378.

Lyubomirsky, S., King, L., & Diener, E. (2005). The benefits of frequent positive affect: does happiness lead to success? Psychological bulletin131(6), 803-55.

Pink, D. (2010). Drive. Was Sie wirklich motiviert. Salzburg: Ecowin Verl.

Pressman, S (2013). Considering the Smile in Health & Positive Psychology, in: IPPA Newsletter, Volume 6 – Issue 1 – June 2013.

Rath, T., Harter, J., & Harter, J. K. (2010). Wellbeing: The five essential elements. Gallup Press.

 

Dr. Ilona Bürgel ist Expertin für körperliches und geistiges Wohlbefinden. Als Vertreterin der Positiven Psychologie hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen an sich selbst zu erinnern. Die Diplom-Psychologin ist nach 15 Jahren Managementerfahrung seit acht Jahren im eigenen Unternehmen tätig. Sie lebt und arbeitet in Dresden und Aarhus (DK).

Mehr Infos unter: www.ilonabuergel.de