Ein Problem meiner todo-Liste ist, dass sie voller schöner, erstrebenswerter Ziele ist, die ich erledigen möchte. Ziele, die gut klingen, allumfassend sind und mich stark voran brächten in meiner persönlichen Entwicklung. Das sieht gut aus in meiner Liste und macht sie unheimlich schlank. Aber – Sie werden es sich längst gedacht haben: das hilft natürlich wenig dabei, diese Ziele anzupacken.
In jedem Rat gebenden Artikel in Zeitmanagementbüchern oder Blogartikeln fehlt dieser Punkt nie: „Brechen Sie Ihre Ziele in kleinere Einheiten herunter.“
Aber was genau sind kleinere Einheiten? Es ist schwierig, das in Worte oder in konkrete Taten zu übersetzen. Und „kleinere“ ist vielleicht noch nicht klein genug. Und woher soll man wissen, wie klein eine Aufgabe für sich sein muss, wenn man es nicht studiert oder jahrelang ausprobiert hat?
Sicher, es gibt eine Vielzahl von cleveren Büchern, die Theorien darüber anbieten. Die Länge der Zeit, die Intensität der Aufgabe, der Sinn dahinter. Es gibt viele motivierende und unterstützende Dinge, die einen Effekt auf eine Aufgabe haben können. Aber deshalb fängt man noch nicht an damit. Vielleicht fängt man ja an, nachdem man eines der motivierenden Bücher gelesen hat, aufgepumpt ist und voller Tatendrang.
Aber wie lange hält so etwas? Einen Tag? Vielleicht eine Woche? Wenn die ersten Dämpfer eingetreten sind und die Aufgabe nicht voran geht, wird das Anfangen des nächsten Schrittes wieder schwerer.
Es ist alleine mental viel schwieriger, alles auf einmal und dazu auch noch perfekt zu machen. Deshalb beginnt man oft gar nicht. Zu müde, zu wenig Zeit, Angst vor dem Versagen, gerade etwas Wichtigeres zu tun, Kopfschmerzen, zu kalt, zu warm. Morgen halt. Sie wissen, was ich meine…
Sie könnten das Aufpump-Buch erneut lesen, um sich in die richtige Stimmung zu bringen…
Unwahrscheinlich, oder?
Wie fängt man eine schwierige Aufgabe also an?
Steuererklärung in einer Minute erledigen!
Hier eine praktische Vorgehensweise: Wählen Sie eine Aufgabe, die Sie schon lange machen wollten. Oder müssten.
Ja. Steuererklärung klingt hervorragend! (Das wäre übrigens keines meiner so schönen Ziele! 😉
Ein Berg voller Arbeit, richtig? Quittungen, Lohnsteuerkarte, Steuerformulare vom Finanzamt oder die aktuellste Finanzsoftware (wo war gleich der Lizenzschlüssel?), Kontoauszüge und Eigenbelege, private Versicherungen, gesammelte Krankheitskosten, Fahrtkosten, Sparfreibeträge… Das wäre bereits eine Liste von kleineren Aufgaben für das große Ziel „Steuererklärung machen“. Aber das haben wir meist nur im Kopf (oder in der Software versteckt) und lassen es wirken.
Dessen ungeachtet: Fangen Sie an. Aber nur für 1 Minute! Ja, richtig gelesen: eine Minute Steuererklärung und keine Sekunde länger. Sie werden vielleicht sagen „Das lohnt sich ja nicht, da brauche ich gar nicht anfangen…“
Machen Sie’s trotzdem.
Suchen Sie einen Spendenbescheid, einmal Praxisgebühr vom Zahnarzt oder buddeln Sie die abgeheftete Lohnsteuerkarte raus. Aber wehe, Sie brauchen dafür mehr als eine Minute!
Wenn Sie merken, dass Sie erneut prokrastinieren und Ihnen die eine Minute zu anstrengend ist, machen Sie eine halbe Minute. Der Schlüssel für den Anfang ist, die Hürde so niedrig wie möglich zu machen. Und wenn Ihnen nach dieser einen Minute oder 30 Sekunden die Anstrengung schon ins Gesicht geschrieben ist, machen Sie eine Pause.
Und danach noch einmal einen 30-sekündigen Block.
Die Wahrscheinlichkeit wird groß sein, dass ein anderer Effekt bei Ihnen einsetzt, wenn Sie erst einmal angefangen haben. Der Drang, etwas zu tun um des Tuns Willen. Sie werden sich denken, Sie machen einfach mal weiter, wo Sie doch gerade dabei sind.
Recht so! Rock’n Roll!
Foto: Fotolia
Trackbacks/Pingbacks