Menschen sind neugierig. Sie haben Erwartungen. Zumindest auf das, was die Zukunft birgt. Eine vorausschauende Vermutung, eine Annahme, die Hoffnung auf Geschehnisse, die einem genehm sind.
Und Erwartungen sind allgegenwärtig. So auch deren Enttäuschung.
Wir erwarten, dass unsere Freunde uns zum Geburtstag gratulieren. Wir erwarten, dass der Bus und die Bahn sich an den Zeitplan oder das Wetter sich an den Wetterbericht halten. Wir erwarten, dass Mitarbeiter früh kommen, spät gehen und allzeit volle Leistung geben, dass Kollegen hilfsbereit sind oder unsere Eltern oder Kinder uns ohne Gegenleistung lieben.
Kurz: wir erwarten ein bestimmtes Leben.
Treten diese Erwartungen ein, freuen wir uns, vertrauen der Welt, unserer subjektiven Welt und gehen weiterhin frohen Mutes voran.
Bis zu dem Tag, an dem diese Erwartungen enttäuscht werden. Dann geht die Welt erst einmal unter.
Erwartungen sind Erfahrungen aus der Vergangenheit
Ist die Illusion für ein nicht eingetretenes Geschehnis geraubt, wird diese enttäuschte Erwartung als negatives Erlebnis gespeichert und kann schnell zu Angst werden, zu einer negativen Antizipation für die Zukunft. Wir erwarten fortan, die Prüfung nicht zu bestehen, nicht von der Person akzeptiert zu werden, der wir hinterher jagen oder diesen neuen, besseren Job eben nicht zu bekommen.
Was ist das Gute daran?
Das „Ich hab’s doch gleich gesagt“, wenn es tatsächlich eintrifft wie wir es negativ vorhergesehen haben.
Die negative Erwartung lässt uns ferner nicht so tief fallen, wenn wir fallen. Sie kann uns sogar mehr Freude empfinden lassen, wenn eine Befürchtung positiv enttäuscht und übertroffen wurde. Aber ist das Grund genug, negative Erwartungen zu hegen? Ist das ein Grund dafür, überhaupt Erwartungen zu haben?
Ich behaupte das Gegenteil.
Erwartungen gehen mit einer Bewertung einher
Erwartungen an andere
Autor Alexander Hauck sagte: „Verlange nichts, das Du nicht selbst erfüllen kannst.“ Ich halte diesen Ausspruch für gefährlich. Warum? Weil Menschen die verschiedensten Fähigkeiten haben und nicht alles gleich gut können.
Sind Sie einer derjenigen, die sich nicht mit dem Mittelmaß zufrieden geben, alles zu 100% machen, sogar wenn das heißt, dass Sie abends das Licht im Büro ausmachen?
„Ich bin perfektionistisch.“ ist einer der Lieblingssätze von Bewerbern, wenn sie drei Schwächen von sich benennen sollen. Weil sie denken, dass es insgeheim eine Stärke ist, genau zu sein.
Hohe Erwartungen machen diese mit Perfektion liebäugelnden Personen häufig extrem erfolgreich mit dem, was sie tun.
Aber genauso haben es andere schwer mit ihnen. Viele genügen den Ansprüchen (=Erwartungen) nicht, die ihnen von jenen Menschen mit hoher Messlatte für sich und andere auferlegt werden.
Für jemanden mit hohem Anspruch ist das nicht leicht zu akzeptieren, wenn andere nicht den gleichen Zielen folgen. Jede Erwartung kommt mit einer Bewertung, die diese Erwartung als erfüllt oder enttäuscht wieder von der Bühne des Lebens in die Umkleide schickt.
Bewertungen über „gut“ oder „schlecht“ sind uns von der Wiege aus mit auf den Weg gegeben worden. Aber bereits Shakespeare wusste es besser und sprach’s durch eines anderen Mund:
Denn an sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken macht es erst dazu.
–Hamlet
Wenn Menschen uns enttäuschen, ist es nicht ihre Schuld. Sie sind, wer sie (geworden) sind. Es sind vielmehr unsere Erwartungen, die es anderen und damit uns schwer machen.
Erwartungen an uns selbst
Die Ansprüche an uns selbst machen das Leben vielfach schwerer als es sein müsste. Vorgelebte Erfolge der Eltern, Traumkarrieren von Freunden oder Bekannten – all das kann nicht nur Neid in uns hervorrufen, sondern auch den Antreiber in uns stärken, der uns zu Höchstleistungen bringt („Sei perfekt!“, „Streng dich an!“).
Wenn dieser Antreiber allerdings nicht aufhört, in uns „Das geht aber noch besser…“ zu flüstern, rennen wir schnell ausschließlich dem hinterher, was wir als das Optimum betrachten. Und jeder von uns weiß, wie selten ein Optimum erreicht wird.
Was am Ende gut oder schlecht ist, bleibt subjektiv und unterscheidet sich von Mensch zu Mensch, von Kontext zu Kontext. Aber heißt das im Umkehrschluss, dass es uns einerlei sein sollte, wie die Welt sich dreht?
Dankbarkeit und Achtsamkeit im Hier und Jetzt
Ein mir sehr wichtiger Mensch sagte einmal: „Keine Erwartungen zu haben bedeutet, seiner Gleichgültigkeit freien Lauf zu lassen.“
Ich behauptete das Gegenteil und wir hatten eine lebhafte und schöne Diskussion darüber.
Keine bzw. nur wenige Erwartungen zu haben, bedeutet für mich nicht, dass mir alles egal ist. Wäre das der Fall, läge ich nach wenigen Tagen halb verhungert und verdurstet in einer Gosse.
Und würde dabei noch lächeln.
Nicht mit Essen oder Trinken zu rechnen, heißt vielmehr, dass beides für mich – im Gegensatz zur Gleichgültigkeit – nicht selbstverständlich ist.
Das ist ein großer Unterschied.
Aber wie soll ein Leben ohne Erwartungen funktionieren?
Ganz und gar ohne Erwartungen werden wir nicht auskommen, so viel sei verraten (das Leben ist (k)ein Ponyhof). Es geht aber mit entscheidend weniger Erwartungen und bedeutet, die (persönliche) Realität zu akzeptieren.
Menschen zu nehmen, wie sie sind (mit ihren Fehlern, Unzulänglichkeiten und Schwächen) und sie nicht zu dem zu biegen, was sie sein sollten.
Kein Mensch gleicht dem anderen und das ist auch der Grund, aus dem kein Mensch genau das machen wird, was man selbst machen würde. Oder, wie es Michael Lukas Moeller in seinem bereichernden Buch Die Wahrheit beginnt zu zweit so schön schreibt:
Ich bin nicht du und weiß dich nicht.
Es bedeutet weiterhin, nichts als gegeben zu betrachten. Der quicklebendige Körper, der gesunde Geist, das Dach über dem Kopf, die Arbeitsstelle. All das nehmen wir allzu leicht erst später als wertvoll auf, wenn wir 80 sind und nicht mehr zwei Stufen auf einmal nehmen können.
Diese Gegebenheiten zu wertschätzen, führt zu Dankbarkeit. Einer der Tugenden, die nach dem amerikanischen Psychologen Martin Seligman mehr Wohlbefinden schaffen.
Durch die verstärkte Wahrnehmung vom Positiven im Leben (und es gibt immer etwas davon wahrzunehmen!) wird Achtsamkeit gefördert. Achtsamkeit gegenüber den Dingen, die hier und jetzt sind.
In der Gegenwart.
Der Zeit, die wir ein- und ausatmen.
Erwarte nichts. Heute: das ist dein Leben.
–Kurt Tucholsky
Abgesehen davon, ob Dinge jetzt gut oder schlecht sind: sie sind. Und sie sind – wenn man sie einmal mit den objektiven Augen eines Wissenschaftlers oder Zoobesuchers betrachtet – extrem faszinierend und vielseitig.
Aber was habe ich davon? Und was spricht noch dafür, die bewussten Erwartungen zu registrieren und ihnen daraufhin den Laufpass zu geben?
Jung und frei – keine Erwartungen haben schafft Unabhängigkeit
Die Erwartungen der anderen sind vor allen Dingen die Erwartungen der anderen.
–Guido Hiltner
Wie oft versuchen wir, es den anderen recht zu machen, weil wir annehmen zu wissen, was sie von uns wollen?
Oder, weil wir Harmonie suchen und erwarten, das Gegenteil auf eine bestimmte Weise verhindern zu können.
Wie oft lagen wir damit daneben?
Ich zumindest einige Male. Und egal, ob ich unter den Erwartungen anderer zurück blieb oder sie übertraf – letzten Endes waren es die Maßstäbe anderer, die auf mich einwirkten und mir ein Stück der Freiheit nahmen, die ich hätte praktizieren können.
Ich tat, was ich dachte, tun zu müssen und nicht, was ich tun wollte. Damit war ich abhängig von anderen Meinungen. (siehe: Grenzen setzen: 17 Schritte zum gesunden Nein-Sagen)
Natürlich ist es nicht immer möglich, sich den Erwartungen anderer zu entziehen. Gerade im Geschäftsleben ist diese Freiheit beschränkt.
Quartalszahlen werden erwartet, damit die Firma überleben oder wachsen kann.
Eine Kleiderordnung wird erwartet, weil man sonst als unseriös oder ohne Respekt gegenüber anderen wahrgenommen wird.
Aber nur, weil es „immer schon so war“ heißt das ja nicht, dass diese Erwartungen nicht hinterfragt oder ersetzt werden könnten!
Professionelle Routine
Das Fazit: Geringe Erwartungen sind oft eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wir isolieren uns vor Versagen, versuchen es nicht so ernsthaft, erwarten das Schlimmste.
Und bekommen es oft auch.
Hohe Erwartungen, auf der anderen Seite, werden unweigerlich zu Enttäuschungen führen. Steigern Sie stetig Ihre Erwartungen und früher oder später (wahrscheinlich früher) wird es nicht klappen. Und wir wissen, dass ein gutes Ergebnis, das trotzdem geringer ist als das große, von uns erwartete, sich eigentlich anfühlt wie Versagen.
Vielleicht ist es eine Überlegung wert, keine Erwartungen zu haben. Intensive Anstrengungen gefolgt von einer Akzeptanz dessen, was Sie im Gegenzug erhalten.
Es wird keine große Fernsehserie draus… aber es ist eine Routine, die Sie in einen Profi verwandeln kann.
Und wie wird man seine Erwartungen Schritt für Schritt los?
An erster Stelle steht die Wahrnehmung.
Wenn Sie das nächste Mal Ihren Partner anschnauzen, weil er oder sie etwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit erledigt hat, nehmen Sie das wahr.
Dann atmen Sie tief durch.
Und lassen die Erwartungen samt Verärgerung an Ihnen vorbeifahren. Wie ein Auto, dessen Lärm Sie zwar beim Vorüberfahren bemerken, aber ohne Bewertung vergehen lassen können.
Bald werden Sie bemerken, wie viele Erwartungen Sie an sich und die Umwelt haben und wie viele davon nicht die der anderen sind. Bewusstsein über diese Erwartungen führt bald zu der Möglichkeit, diese vorher unbewussten Ansprüche ans Licht zu holen, an sich zu arbeiten und die Erwartungen dann gehen zu lassen.
Wer selbst viel tut und von anderen wenig erwartet, der wird wenig Kummer haben.
–Konfuzius
Foto: mysza831
Hallo Michael,
ja die Erwartungen,… ich wollte Dir den Konfuzius-Spruch schicken, wenn er nicht unten gestanden haette. Noch zu Schulzeiten habe ich mich einmal sehr intensiv mit dem Thema auseinandersetzen muessen, weil ich in eine Situation kam, wo es mir eben unmoeglich war, alle legitimen Erwartungen zu erfuellen. Da habe ich den Weg des geringsten Widerstands gewaehlt und mir hinterher geschworen, das so selten wie moeglich zu wiederholen. Die Erfahrung beeinflusst mein Handeln bis heute, obwohl der Anlass eher nichtig war.
Noch einen nachtraeglichen Glueckwunsch!
T H aus E
Hallo zurück!
Danke für die Glückwünsche und auch deinen Beitrag. Hast du einen konkreten Fall, den du an dieser Stelle teilen kannst/möchtest? Ich glaube, das wäre für jeden Leser ein absoluter Mehrwehrt? Nichts muss. Alles kann. 🙂
Liebe Grüße,
Michael
Erwartungen sind unausweichlich, da sie Erinnerungen entgegenstehen, es ist zudem anstrengender, im Hier & Jetzt zu leben, als sich der Vergangenheit und der Zukunft bewusst zu sein, da es faktisch kein Hier & Jetzt gibt!!!
Hallo Vivien,
Erwartungen lassen sich nicht völlig raus lassen, das stimmt sicherlich. Dennoch ist es hilfreich, sich seiner Erwartungen bewusst zu werden und andere nicht an den eigenen zu messen. Das kann – je nach eigenen Ansprüchen – für den jeweiligen anderen recht enttäuschend sein. Und somit für dich selber auch.
Und ob es ein Hier & Jetzt gibt… das wäre wohl eine philosophische Frage, die den Rahmen eines Kommentars sprengen würde. 🙂
Aber danke für deinen Impuls! Eine schöne Woche und beste Grüße,
Michael
Hallo Michael,
toller Artikel!
Gibt es zu dem Thema zufällig ein Buch, dass du weiter empfehlen kannst? Würde gern lernen, ein paar meiner Erwartungen loszulassen, was in der Theorie immer einleuchtend klingt – in der Umsetzung aber noch hakt.. 🙂
Danke, Nicole
Guten Morgen liebe Nicole,
danke für deine Anfrage. Das zeigt ja, dass du dich schon länger damit zu beschäftigen scheinst und dran bleibst! Sehr gut!
Ein konkretes Buch kann ich dir leider nicht empfehlen. Aber der Austausch über die Kommentarfunktion im Blog ist schon ein guter Schritt, denn es kommen eine Menge Leser vorbei, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie du. Und ich kann das auch nachvollziehen, dass es sich erstmal leichter anhört als es nachher in der Umsetzung ist.
Mein Tipp: Fang als Testphase mal mit einer Woche und einer „leichten“ Erwartung an, die du loswerden möchtest. Setz dir auch einen Punkt, an dem du konkret erkennen kannst, wann dieses Ziel erreicht ist. Je konkreter, desto besser. Falls du die SMART-Methode bei der Zielsetzung noch nicht kennen solltest, ist die auch eine schöne Möglichkeit, anzupacken und zu konkretisieren.
Falls das immer noch nicht klappen sollte, meld dich bitte noch mal bei mir!
Liebe Grüße,
Michael
menschen können einem unheimlich werden. denn man kann keinem in den kopf schauen (nur davor). und am schlimmsten sind diejenigen, die anfangen zu brüllen oder gar handgreiflich werden, wenn sie nicht bekommen, was sie erwartet haben. solche muss man dann alleine mit sich lassen und innerlich an den Spruch: „Wer selbst viel tut und von anderen wenig erwartet, der wird wenig Kummer haben.
–Konfuzius“ verweisen.
das sind dann diejenigen, die erst hinterher kapiert haben, was sie doch eigentlich an einem hatten. dann wenn selbst das „bisschen“ das man geben konnt nicht megr da ist.
so long.
Hallo Michael
Im Moment geht es mir sehr schlecht,
ich weis woran es liegt ,kann aber die
Situation ,trotz guter Ratschläge nicht ändern.
Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr,
und habe das Gefühl ,mich versteht auch keiner.
Immer heiß es , ich mache alles falsch ,
aber ich versuche täglich mein bestes zu geben,
im Beruf ,bei Freunden und in meiner Ehe,
aber ich habe so langsam das Gefühl , dass alles über mich zusammen bricht und ich finde keinen Weg heraus.
Mein Arzt möchte ,dass ich in eie Klinik für Psychosomatik gehe,aber wer versorgt dann meinen und meinen Mann , und was sagt mein Arbeitgeber dazu.
Danke das ich dir schreiben dufte
Lg Grete
Hallo Michael,
kannst Du mir mal bitte erzaehlen, wie Erwartungen enttaeuscht warden koennen? Enttaeuschen kann ich eine Sache die Gefuehle hat und letztendlich die Enttaeuschung verspuert…da nun die Erwartung nicht wirklich Gefuehle hat, kann sie nicht enttaeuscht warden, ganz einfach. Es waere schoen, wenn Du die Sache klar stellst, denn es gibt da draussen Menschen, die vllt. im Moment eine Thesis schreiben und Deine Redewendungen fuer Ihre Arbeit verwenden…Danke, viele Gruesse, Robert Koziel
Lieber Robert,
vielen Dank für deine interessierte Nachfrage.
Du hast völlig Recht: eine Erwartung alleine macht noch keine Emotion. Die Bewertung ihrer Enttäuschung aber schon.
Zum Vergleich: Die Ohrfeige alleine ist auch noch nicht emotionsträchtig. Ihre Bewertung kann das aber sein und löst (höchstwahrscheinlich) Emotionen aus.
Oder, um es mit dem genutzten Zitat Hamlets zu sagen: Denn an sich ist nichts weder gut noch böse [emotional]; das Denken macht es erst dazu.
Ich hoffe, das hilft dir schon weiter.
Und an alle Thesis schreibenden Menschen dort draußen: Viel Erfolg! 😉
Herzliche Grüße,
Michael
Lieber Michael, vielen Dank für deinen Artikel. Ich werde ihn mir zu Herzen nehmen. Ich bin nämlich ständig enttäuscht von meinem Partner und denke, dass nicht er sondern ich was an meinen Erwartungen ändern muss. Ein Beispiel: Mein Partner hat aus verschiedenen Gründen nicht so viel Zeit für mich, wie ich gern hätte. Heute sagte er mir er kommt von 19 Uhr nachhause und er sagte auch was er sich zu essen wünschte. 18:30 meldet er sich und schreibt mir, dass er erst nach 19 Uhr heim kommt. Ich sitze nun mit dem fertigen Essen da und bin enttäuscht, weil ich wohl zu viel erwartet habe. Was denkst du dazu?
Hey Michael,
Ein guter Beitrag der mir einige Anregungen gegeben hat! Danke dafür!
Hast du vielleicht noch eine Buch Empfehlung für mich um mich weiter mit Erwartungen und einem guten Umgang damit auseinander zu setzten? Das nein-sager Buch scheint mir ein bisschen stark auf die Ablehnung zu setzten.
Danke im voraus!
Julz
Hallo Julz,
leider kann ich dir keinen Buchtipp zu dem Thema geben und würde es auch googlen. Welches Buch meinst du genau, wenn du „nein-sager Buch“ schreibst? Eigentlich setzen die wenigsten meiner Tipps auf Ablehnung. Wäre auch nicht Positive Psychologie-like. 🙂
Beste Grüße,
Michael
Hallo, ich finde den Artikel toll, ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit diesem Thema und meinen Erwartungen in andere, speziell in Beziehungen und es hat mir geholfen manches besser zu verstehen. Allerdings gibt es eine Sache die ich nicht verstehe….In einer Beziehung baue ich ja Vertrauen zu meinem Partner auf. Dies ist ja in gewisser Weise auch eine Erwartung?! Ich erwarte das mir mein Partner treu ist?! Ist diese Erwartung auch „falsch“?Soll ich,wenn mein Partner mich beispielsweise betrügt anschließend denken, „Naja, schade, dann ist das eben so“ oder ist es in diesem Fall in Ordnung enttäuscht zu sein?
Hi Chris,
danke für deinen Impuls und die Fragen. Ich denke, Erwartungen aufzubauen ist nicht „falsch“ (du hast es ja selbst in Anführungszeichen gesetzt), sondern in den meisten Fällen nicht besonders hilfreich. Hohe Erwartungen an sich selbst zu haben, wird sicherlich die Qualität deiner Arbeit steigern. Hohe Erwartungen an andere zu haben und sie zu fordern, wird sicherlich auch ihre Arbeitsqualität steigern.
Die Frage ist nur: gäbe es auch andere, hilfreichere Wege, diese Effekte zu erzielen?
Zu deiner speziellen Frage: Ich denke, dass man Partner nur dazu einladen kann treu zu sein oder es zu bleiben. Oder das Gegenteil so schwer wie möglich zu machen, indem du vorlebst, die Wichtigkeit von Treue für dich klärst und kund tust. Zwingen kannst du niemanden und manchmal ist ja gerade das „Gebot“ oder die „Forderung“ solcher Dinge eine Provokation für das Einleiten des genauen Gegenteils.
Und wenn es denn mal passiert ist (das Fremdgehen aus deinem Beispiel), dann heißt keine Erwartungen zu haben ja nicht, dass es dir egal wäre. Aber auch in einer Ent-täuschung (du um die Illusion erleichtert worden, Menschen müssen treu sein) steckt ja viel Gutes. Zum Beispiel die Frage, welche Bedeutung dieses Fremdgehen für den Partner hat(te). Oder die, was dazu geführt hat und vielleicht vorher gefehlt hat. Schön allerdings, wenn man sich die Fragen nicht erst stellt, wenn es dann passiert ist. 😉
Habe ich deine Frage damit beantwortet?
Liebe Grüße,
Michael