Haben Sie kurz mal einen Moment?
Uns selber bleibt nur eines zu tun: stehen bleiben, uns öffnen und staunen, über das, was zwischen zwei, drei Pulsschlägen geschieht und endlos gültig ist, weil es nie wieder geschieht.
–Billy, Schweizer Aphoristiker
Jedes Leben ist voll davon. Doch viel zu viele dieser zarten, oft überraschenden Moment gehen unbemerkt an uns vorbei.
Ein kleines Experiment gefällig? Hier? Jetzt?
Dann stehen Sie auf, stellen Sie sich an das nächste Fenster und schließen Sie für 30 Sekunden die Augen, um danach wieder zurück zu kommen.
Fertig? Schön. Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie hätten die Augen nicht mehr aufmachen dürfen…
Eine für mich gruselige Vorstellung, vielleicht von heute auf morgen blind zu sein und die wunderbaren Dinge, die ich mir beileibe nicht alle für die Ewigkeit gemerkt habe, nie mehr sehen zu können.
Darum ist an dieser Stelle ein wundervolles Video. Um die vielen schönen (manchmal schmerzhaften aber gleichwohl lebens- und merkenswerten) Momente hervor zu holen, die unser Leben zu bieten hat…
Den kleinen Moment genießen
Ich wage zu behaupten, dass die meisten Menschen nicht per sé die Kleinigkeiten aus den Augen verlieren, die ihr Leben lebenswert machen. Ich weiß, dass jeder Mensch die Ecken hat, in denen er auf Details achtet, das Kleine wertschätzt und dafür dankbar ist.
Vielleicht, weil er oder sie es gelernt hat, auf winzige Unterschiede zu achten, vielleicht weil es von den Eltern oder Geschwistern vorgelebt wurde. So erfreuen sich Menschen leicht bei kleinen Babys, achten auf Mimik und Gestik und erfreuen sich an den Dingen, die der Nachwuchs zeigt und macht. Ebenso leicht ist das beim Nachwuchs der Tiere.
Dann gibt es unbemerkte Freuden. Diese kommen und gehen schnell und am Ende des Tages, doch werden diese Momente nicht zwingend als großes Erlebnis wahrgenommen wie etwa eine Woche Abenteuerurlaub dies vermag. Und doch: ist nicht ein solcher Urlaub eine Aneinanderreihung von kleinen, wunderbar neuen und belebenden Dingen?
Oft ist es diese Summe, die glücklich macht. Mehr noch als ein tolles Wochenende, von dem man zwar in Gedanken noch lange zehrt, auf dessen Wiederholung man aber wahrscheinlich eine lange (vielleicht frustvolle) Zeit warten muss.
Lebenskünstler beispielsweise bauen solche Momente häufiger ein.
Wie wäre es mit täglicher Wiederholung?
Ein zweites kleines Experiment: Stellen Sie sich vor, Sie wären als neugieriger Zoo-Besucher in der Welt unterwegs. Sie schauen sich um, sehen die verschiedensten Varianten Ihrer auf der Welt existierenden Mitbewohner. Sie wundern sich, lächeln, schütteln vielleicht manchmal den Kopf über sie und ihre Eigenheiten.
All we have is this moment.
–Linda Biery Wickelhaus
Ein Angebot an 50 kleinen Dingen, die den großen Unterschied machen können
Welche Dinge können überhaupt einen Unterschied machen? Das ganze Leben ist doch ein einziges Detail. Und natürlich können alle einen Unterschied machen. Da es zwar eine Reihe von Dingen gibt, die bei vielen Menschen gleiche Glücksgefühle auslösen, aber am Ende des Tages jeder über Verschiedenes Freude empfinden kann, habe ich hier eine kleine Auswahl für Sie, die Sie inspirieren soll.
Und ich brauche nicht dazu zu sagen, dass alleine das Schreiben einer solchen Liste bereits eine große Ressource ist, ein faszinierender Augenöffner…!
- der erste frische Atemzug, wenn man aus einem Pub kommt (ich weiß: das ist ein seltsamer Opener für solch eine Liste 😉
- aufzuwachen und noch liegen bleiben zu können
- mit einer nicht schmerzhaften Krankheit im Bett zu liegen und umsorgt zu werden
- einen Lachanfall kriegen, bis einem die Augen Tränen und der Bauch schmerzt und am Ende nicht mehr zu wissen, warum man angefangen hat
- der kurze, bewusste Augenkontakt mit einem unbekannten, attraktiven Menschen; oder sogar ein Lächeln
- über eine eigene Ungeschicklichkeit lachen zu können
- unerwartet ein Kompliment zu bekommen
- eine feste Umarmung, selbst von einem Fremden („free hugs„)
- längst vergessenes Geld in alten Taschen wiederzufinden
- ein schöner, blühender Park
- ein heißes, entspannendes Bad
- Umstellung auf die Winterzeit
- einem Schmetterling beim Fliegen zuzuschauen (wie wenige es doch noch sind!)
- auf einem Plakat einen Zahn der Person schwarz anmalen
- im Auto sitzen bleiben, wenn es durch die Waschanlage geschoben wird
- einen Menschen völlig falsch eingeschätzt zu haben und positiv überrascht zu werden
- zu sehen, wie zwei Menschen scheinbar ineinander verliebt sind und es sich noch nicht gesagt haben
- Rückenwind beim Fahrradfahren
- einen Fremden zu sehen, der gedankenverloren vor sich hin lächelt (und nicht verrückt scheint 😉
- einen Liebesbrief aus der Schulzeit wiederzufinden
- am nächsten Tag „Entschuldigung“ sagen zu können, wo es am Tag davor noch nicht ging
- zu tanzen (als wäre es das Letzte, was man tut)
- zu merken, dass ein Fremder mich akzeptiert, wie ich bin – mit Ecken und Kanten
- eine kleine Geste von jemandem, der einen liebt (z.B. die Fernbedienung, die der Schatz hinüberreicht)
- Musik – und sie überall genießen zu können, wenn man will
- eine Minute tiefes Atmen
- ein kleiner Sieg (gegen den Computer, die quietschende Tür, das Parkplatzproblem)
- eine kreative Idee umgesetzt zu haben – halten Sie diese fest in einem kleinen Moleskin-Block oder einem Zettel im Portemonnaie
- einen geliebten Snack genüsslich und mit geschlossenen Augen zu essen
- der Moment, in dem der Regen aufhört; alles riecht frisch, sauber und energiereich
- sich zu strecken und zu recken und wieder Leben in den eigenen Körper zu bekommen
- ein wunderschöner Sonnenauf- oder -untergang
- wegzudösen und erfrischt wieder aufzuwachen
- ein schöner Geruch (Blumen, ein Shampoo, eine Duftkerze, frisch gemähter Rasen, ein frisch gebackener Kuchen…)
- die Mini-Schulter-Massage, die man überraschend bekommt
- ein tiefes Telefongespräch (oder ein Zwiegespräch?) mit einem guten Freund
- Welpen beim Tollpatschen zuzuschauen
- nach dem Sport ein kaltes Glas Wasser zu trinken
- ein mitreißendes Buch zu Ende gelesen zu haben und zuzuklappen
- sich danach ein neues auszusuchen (und den Geruch der neuen Seiten einzuatmen)
- sich zu jucken
- barfuß im Sand oder auf einer Wiese zu gehen
- eine kleine Geste der Unterstützung – die Hand am unteren Rücken, ein kurzes Händedrücken kurz vor der Rede, ein kurzes „Ich glaube an dich.“
- zu sehen, wie eine unerwartete Höflichkeit (die Tür aufhalten) überraschende Freude verschafft
- zu sehen, wie ein „Danke“ beim Gegenüber Freude bereitet für eine kleine Sache, die die meisten anderen nicht bemerkt hätten
- frisch gefallener Schnee
- sein Lieblingslied zu hören, dabei Gänsehaut oder Tränen in die Augen zu bekommen
- (heiße) Schokolade
- in Pfützen springen
- Seifenblasen blasen
Welche Dinge erleben Sie als schön? Was ist für Sie bisher der prägendste Moment gewesen?
Schreiben Sie’s doch mal für eine Woche auf, welche Momente Sie schätzen! Sie werden sehen: alleine das verändert die Perspektive…
Foto: G|o®g|O
Zum Thema Umarmung: aus New York kam vor einigen Jahren ein Trend auch nach Deutschland, der sich in vielen Städten verbreitet hat. Die sogenannten „cuddle parties„, bei denen fremde Personen sich zum teils stundenlangen Kuscheln ohne sexuelle Absichten treffen.
42. Eine Mail von einem geschätzten Gesprächspartner im Posteingang sehen und sich auf das Ende des Tages, die Dunkelheit um einen rum und das „in-Ruhe-lesen“ freuen
43. Im Dunkel, in Ruhe, mit einer schlafenden Welt um sich rum, eine E-Mail öffnen und die Gedanken fliegen lassen
Wie wahr, wie wahr…!
Vielen Dank für den Kommentar, SD 😉
Einen Text zu lesen, der einem aus dem Herzen spricht und dabei immer wieder lächeln zu müssen!
50 unglaublich schöne Dinge! Ich wünschte, mehr Menschen könnten sich an so Kleinigkeiten erfreuen.