Diese Ode an die Berufung, für Zufriedenheit im Job und gegen den Jobfrust ist ein Gastbeitrag von meiner geschätzten Kollegin Daniela Römer!

Viele von uns kennen das Gefühl: es ist wieder einmal zu schnell Sonntagabend, das Wochenende war viel zu kurz und am nächsten Morgen muss man ins Büro. Für 5 lange Tage, um Aufgaben zu verrichten, die einem keinen Spaß machen. Von Berufung keine Spur!

Dabei ist es eigentlich ein guter Job.
Er ist sicher, einigermaßen gut bezahlt und Ihre Kollegen scheinen glücklich damit.

Trotzdem sind Sie nicht zufrieden, quälen sich immer häufiger aus dem Bett und leben für die Wochenenden und den Urlaub. Jobfrust im Anmarsch!

Sie fragen sich vermutlich ab und an, woher diese Unzufriedenheit rührt, ob Sie diesen Zustand bis zur Rente aushalten können. Oder sollten. Nur welcher Job besser zu Ihnen passen würde oder Ihnen mehr Spaß bereiten könnte, dazu haben Sie noch keine wirkliche Idee.

Ein Schwank aus dem Nähkästchen

Ich selber erinnere mich nur zu gut an diese Zeit zurück. Es begann damit, als ich nach der Uni bei einer Unternehmensberatung einstieg. Ich fühlte mich unwohl, weniger leistungsfähig als andere und immer irgendwie so, als ob ich einfach nicht am richtigen Platz sei. Ab da hangelte ich mich 3 Jahre lang von Job zu Job und dachte jeden Tag daran, dass das unmöglich die Endlösung sein kann.

Zufriedenheit im Job ist das Ziel, nach dem die meisten Menschen in der heutigen Zeit streben. Während bei unseren Großeltern und Eltern vor allem der Aspekt der Sicherheit als entscheidendes Auswahlkriterium für einen Beruf galt, verbringen wir heute so viel Zeit auf der Arbeit, dass wir mehr wollen als eine Aufgabe, mit der wir nur unseren Lebensunterhalt verdienen. Wir möchten Spaß an der Arbeit haben, sie soll uns ausfüllen und unserem Leben einen Sinn und eine Richtung geben.

Das ist allerdings häufig eine größere Herausforderung als man zunächst denkt.

Stärken einsetzen = Zufriedenheit im Job

Der Gallup Engagement Index ist Deutschlands renommierteste und umfangreichste Studie zur Arbeitszufriedenheit. Seit 2001 untersucht Gallup den Grad des Engagements von Mitarbeitern und ihre Zufriedenheit bei der Arbeit. Und in diesem Zusammenhang untersucht die Studie die Faktoren, die dazu führen, dass Mitarbeiter Ihre Arbeit als besonders zufriedenstellend bewerten.

Das Ergebnis ist eindeutig: entscheidend für eine hohe Bindung an den Job sowie eine große emotionale Zufriedenheit ist der regelmäßige Einsatz der individuellen Stärken am Arbeitsplatz. Menschen, die das taten, waren außerdem erfolgreicher in ihrem Beruf und bis zu 7,8% produktiver.

Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelte Gallup den StrengthsFinder, einen onlinebasierten Test zur Identifizierung der individuellen Talente eines Menschen.

Talente, so Gallup, sind wiederkehrende Gedanken-, Gefühls, und Verhaltensmuster, die fest in unserer Persönlichkeit verankert sind und sich im Laufe des Lebens nicht verändern. Erweitert man eines der insgesamt 34 Talentthemen gezielt um Wissen und Fertigkeiten, entwickeln sich daraus Stärken.

So kann jemand mit dem Talent „Kontaktfreude“ mit dem richtigen Handwerkszeug die Stärke „Verkauf“ entwickeln und jemand mit der Talentkombination “Einfühlungsvermögen” und “Wiederherstellung” (Problemlösung) kann mit einer guten Ausbildung ein herausragender Therapeut werden.

Wir können also mit dem gezielten Einsatz unserer Talente unsere Stärken weiter ausbauen. Allerdings ist es kaum möglich, in einer Tätigkeit Bestleistung zu erzielen, wenn diese nicht unserer Natur entspricht.

In einer Zeit voller Selbstoptimierung und Suche nach unserer Berufung versuchen wir häufig, besser in den Dingen werden zu wollen, die uns nicht liegen und unsere Schwächen auszumerzen. Auch Unternehmen neigen dazu, Leistungsdefizite bei Mitarbeitern zu identifizieren und hieraus Trainingsmaßnahmen abzuleiten. Der StrengthsFinder rät zum Gegenteil, nämlich dazu, sich noch intensiver mit seinen Stärken auseinanderzusetzen, da hier das größte Potential für Leistungssteigerung und natürlich emotionale Zufriedenheit liegt.

Fahrplan zu Ihrer Berufung

1. Identifizieren Sie Ihre Stärken

Als ich 2012 anfing, mich mit dem StrengthsFinder auseinanderzusetzen, war ich sofort begeistert. Durch die Analyse meiner Stärken hatte ich das eigentliche Problem meiner Unzufriedenheit endlich erkannt und konnte mich auf die Suche nach einem Job machen, in dem ich meine Stärken optimal zum Einsatz bringen konnte.

Mein Profil setzt sich aus den Talentthemen Kontaktfreudigkeit, Strategie, Kommunikation, Tatkraft und Fokus zusammen. Was das konkret bedeutet? Ich selbst bin gerne unter Menschen, nur durch einen Austausch mit Ihnen komme ich zu meinen wichtigsten Erkenntnissen. Wenn ich nicht rede, denke ich nicht. Darüber hinaus muss ich ständig etwas tun, liebe es neue Projekte voranzutreiben, Menschen für meine Ideen zu begeistern und bin von einem ständigen Optimierungsgedanken getrieben. Dinge, die ich einmal angehe, setze ich konsequent um.

Zur Identifizierung Ihrer Stärken müssen Sie nicht zwangsläufig den StrengthsFinder absolvieren. Stellen Sie sich stattdessen folgende Fragen:

  • Welche Tätigkeiten erfüllen Sie mit großer Zufriedenheit?
  • Was für Dinge erledigen Sie ohne große Anstrengung mit sehr gutem Ergebnis?
  • Bei welchen Aufgaben vergessen Sie die Zeit?
  • Wofür werden Sie immer wieder gelobt?

Können Sie bei einer Tätigkeit alle diese Fragen mit einem klaren „Ja“ beantworten, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie innerhalb Ihrer Stärken agieren. Fragen Sie ebenfalls einmal Ihre Kollegen, wo sie Sie als besonders stark erleben oder um welche Eigenschaft sie Sie beneiden.

Oftmals empfinden Sie die Dinge, die Ihnen liegen als selbstverständlich und nichts Besonderes. Erst im Austausch mit anderen wird oft deutlich, dass Ihre hohe analytische Denkweise oder effiziente Arbeitsweise gar nicht so alltäglich sind, sondern eine Ihrer Stärken.

2. Reflektieren Sie Ihre eigene Biografie

Bevor ich mich mit dem Stärkenansatz wirklich auseinandersetzte, hatte ich mir meine Jobs eher intuitiv ausgesucht und war mal mehr mal weniger glücklich damit. Erst ein Mal hatte ich bis dato erfahren, wie gut es sich anfühlen konnte, wenn ich etwas tun durfte, was meinem Stärkenprofil entsprach.

Ich sollte eine Abteilung neu aufbauen.
Es gab bisher keine Strukturen, kein Einarbeitungskonzept, keine Ziele für die Mitarbeiter, nicht mal die Mitarbeiter selber waren an Bord. Sie hatten alle kurz vor meinem Antritt gekündigt.

Ich durfte gestalten, Konzepte entwerfen, Mitarbeiter schulen und selber Entscheidungen treffen.
Eine tolle Zeit.
Sobald ich jedoch alle Prozesse aufgesetzt und eine gewisse Routine Einzug gehalten hatte, verlor ich meine Motivation, war ständig müde und frustriert. Mit dem Wissen um meine Stärken verstand ich nun auch, woher diese erneute Frustration kam.

Nachdem Sie Ihre Stärken im ersten Schritt identifiziert haben, ist es nun hilfreich zu überlegen, in welchen beruflichen Stationen Sie in der Vergangenheit besonders glücklich und zufrieden waren. Gehen Sie Ihren Werdegang chronologisch durch und identifizieren Sie jeweils den Grad Ihrer Zufriedenheit in dieser Zeit.

Überlegen Sie danach, welche Rahmenbedingungen dafür jeweils verantwortlich waren. Welche Aufgaben mussten Sie erledigen, wie sah Ihr Umfeld damals aus?

Sehr schnell werden Sie sehen, dass Sie auf Muster stoßen. Es wird Aufgabenbereiche geben, die immer wieder in Zusammenhang mit Ihrem Wohlbefinden auftauchen. Bei diesem Schritt der Reflexion wird der Zusammenhang Ihrer Zufriedenheit mit dem Einsatz Ihrer Stärken deutlich.

3. Schärfen Sie Ihr berufliches Profil

Basierend auf meinen Erkenntnissen zu meinen Stärken und Bedürfnissen, entwarf ich erstmals systematisch das optimale berufliche Profil für mich. Mir wurde immer klarer, wie nahe der Start einer Selbständigkeit lag, da ich hier genau das tun konnte, was mir am meisten lag: Dinge entwickeln und vorantreiben, selbständig entscheiden und andere Menschen inspirieren.

Wenn Sie Ihr berufliches Profil erstellen, notieren Sie sich sämtliche Stärken und Bedürfnisse für emotionale Zufriedenheit, die Sie identifiziert haben, und beginnen Sie daraus Aufgaben abzuleiten, die Ihren Stärken entsprechen.
Das können sowohl Aufgaben sein, die Ihnen in der Vergangenheit viel Freude bereiten haben, als auch solche, die neu für Sie sind, jedoch gut zu Ihrem Stärkenprofil passen.

Stellen Sie diese Aufgaben Ihrem jetzigen Tätigkeitsfeld gegenüber. Meist können Sie jetzt genau erkennen, woher die Frustration im Job eigentlich kommt und was Sie vermissen.

4. Erstellen Sie einen Entwicklungsplan

Mein Umsetzungsprozess zu einer Selbständigkeit hätte sicherlich beschleunigt werden können, hätte ich vorher einen konkreten Entwicklungsplan entworfen.

Jobfrust oder Berufung? Zufriedenheit im Job - Positive Psychologie und Coaching - Michael Tomoff Erstellen Sie also einen Plan, in dem Sie genau festhalten, welche Veränderungen Sie anstoßen müssen, um in Zukunft Ihre Stärken täglich einzusetzen. Überlegen Sie, in welchem Beruf Sie die Aufgaben, die Sie unter Schritt 3 identifiziert haben, einsetzen können.

Das Ergebnis kann sein, dass Sie hierfür Ihren Arbeitgeber oder die Abteilung wechseln müssen. Häufig zeigen sich aber auch Möglichkeiten, einen Job so umzugestalten, dass Sie wieder mehr Freude an der Tätigkeit empfinden. Dies liegt sicherlich auch immer am Vorgesetzten, der offen für eine andere Aufgabenverteilung sein sollte.

Stellen Sie sicher, dass Sie den Plan so ausrichten, dass er Ihrem Talentprofil entspricht. Jemand der eine hohe Bindungsfähigkeit und Routine mag, sollte versuchen, zunächst etwas in seinem gewohnten Umfeld zu verändern. Jemand, der gerne Neues wagt und keine Scheu, hat sein Umfeld zu verändern, kann in eine Richtung denken, die dem Bedürfnis nach Veränderung gerecht wird.

5. Definieren Sie konkrete erste Schritte

Achte Sie darauf, dass Sie in Ihrem Plan konkrete nächste Schritte definieren, die Sie gehen, um eine Veränderung herbeizuführen. Starten Sie mit Zielen, die Sie in den nächsten 72 Stunden erreichen möchten. Denn erwiesenermaßen ist der Umsetzungserfolg sehr davon abhängig, ob Sie kurzfristig die ersten Schritte Richtung Veränderung wagen oder eben nicht.

Legen Sie fest, wann Sie mit Ihrem Vorgesetzten über Ihre Erkenntnisse sprechen, wann Sie beginnen, nach neuen Jobmöglichkeiten zu recherchieren und welche Veranstaltungen Sie vielleicht besuchen, um eine mögliche Selbständigkeit voranzutreiben.

Je konkreter Sie hierbei planen, desto schneller werden Sie die Dinge umsetzen.

Die Suche nach Zufriedenheit im Beruf ist ein Prozess, der sicherlich etwas Zeit braucht und hin und wieder von Rückschritten geprägt sein wird. Aber am Ende lohnt es sich, denn es ist ein tolles Gefühl, auch montags gerne ins Büro zu gehen. Schauen Sie doch mal in der Facebookgruppe über Stärken nach – denn dort sind viele, die aushelfen können und das auch gerne tun.

Viel Spaß auf Ihrem Weg!

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Daniela Römer ist Jahrgang 81 und lebt in Köln. Sie ist zertifizierter Stärken-Coach sowie ausgebildete Trainerin und begleitet Menschen auf der Suche nach mehr Zufriedenheit im Job. Außerdem berät sie Unternehmen, die ihre Mitarbeiter zufriedener und produktiver machen möchten.

In ihrer Arbeit kombiniert sie gerne Methoden aus dem erfahrungsorientierten Lernen mit Outdoorelementen. Unter dem Namen STARTKLAR bietet Daniela die Coachingreise „Surf-Up-Your- Career“ an, bei der Teilnehmer in Kombination mit sportlichen Aktivitäten über ihre Stärken und Karriereplanung reflektieren.

Mehr Informationen finden Sie unter www.seistartklar.de.