Aufschieben ist böse. Es hat den großen Vorteil, zumindest anfangs sehr angenehm zu sein. Man tut etwas für sich, erholt, relaxt, beschäftigt sich mit den Dingen, die einem Spaß machen.

Wir denken „Um 10h beginne ich mit meiner wichtigsten und größten Aufgabe“ und merken aus lauter Arbeit an den kleinen, oft unwichtigen Dingen nicht, dass es längst später ist. Nach dem Mittag kommt das berüchtigte Suppenkoma. Da möchte man nicht an Wichtigem arbeiten, weil die Qualität leiden würde. Und dann ist es zu spät, um noch Größeres anzufangen.

Schließlich kommt alles Liegengebliene mit voller Wucht zurück. Es folgen Selbstzweifel, Unzufriedenheit und Ärger über sich. Das kennt jeder. Wie können Sie das ändern?

Ich habe daher heute ein kurzes und praktisches Experiment für all jene unter Ihnen, die sich ihren Arbeitstag selber strukturieren können (falls Sie keiner davon sind: können Sie Nein sagen?). Je nach aktueller Uhrzeit können Sie das Experiment direkt oder morgen ausprobieren.

Volle Pulle bis zum Mittag

Schreiben Sie die eine große Sache auf, die Sie heute bearbeiten müssen und versuchen Sie diese bis zum Mittag (am besten bis zu einer spezifischen Uhrzeit) zu erledigen.

Bei mehreren großen Aufgaben versuchen Sie mit Kraft und Fokus, die größte davon zu erledigen. Und wenn es nur ein Baustein für ein größeres Projekt ist, erledigen Sie diesen.

Bis Mittag. Mit voller Kraft.

Das Entspannen und Relaxen und sich-an-kleinen-Dingen-Abarbeiten ist danach wesentlich schöner, das verspreche ich Ihnen.

Wenn Sie sich ein Zeitlimit wie dieses setzen (also den Tag halbieren), werden Sie überrascht sein, wie viel produktiver Sie mit dem Gedanken arbeiten, den Nachmittag stressfreier über die Bühne gehen lassen zu können.

Teilzeit – mit vollem Gehalt

Gut, diese Überschrift ist ein wenig provokant. Natürlich heißt „volle Kraft voraus am Vormittag“ nicht, dass Sie am Nachmittag nur noch aussehen, als würden Sie arbeiten und trotzdem Ihren vollen Lohn bekommen.

Vielleicht sind Sie kurz vor dem Mittagessen fertig und haben qualitativ hochwertige Arbeit geleistet. Vielleicht sind Sie erst eine Stunde nach dem Mittag fertig.

Der Punkt ist: wir denken häufig, wir hätten nicht viel Zeit für die Dinge, die erledigt werden müssen. Das ist überwiegend falsch. Aber die einzige Möglichkeit, das herauszufinden besteht darin, die zur Verfügung stehende Zeit zu kürzen und zu sehen, was wirklich unter unserer „Produktivitätshaube“ steckt.

 

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Starten können Sie diese produktive Phase z.B. mit einem 90-Minuten-Block, wie ihn Tony Schwartz, der CEO der Firma The Energy Project vorschlägt. Einen gut zusammengefassten Artikel haben die Autoren von imgriff.com darüber geschrieben.

Auch für den Arbeitgeber ist „Teilzeit“ (im wirklichen Sinne des Wortes) vorteilhaft: Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) sind Teilzeitkräfte nicht nur motivierter, sondern im Verhältnis zu ihren Vollzeitkollegen sogar produktiver. (Studie des IAB als pdf im Kurzzeitbericht Nr. 7 / 2.5.2006).