In diesem Artikel erfahren Sie über Psychologisches Kapital (ein Konzept, das die Positive Psychologie schon jahrelang beforscht) und dessen vier Bereiche Hoffnung, Selbstwirksamkeit, Resilienz und Optimismus.

Was meinen wir mit „Kapital“? Und wie unterscheidet es sich von anderem Kapitalen?

Psychologisches Kapital vs. volkswirtschaftliches Kapital

Hören wir das Wort “Kapital”, verbinden wir dies meist mit Geld und “der Wirtschaft”. Unternehmen und Betriebe streben danach, ihr eigenes Kapital sowie ihre Gewinne durch bestmögliche Leistungen der Mitarbeiter zu erhöhen.

Zunehmend erleben wir jedoch, dass Mitarbeiter aufgrund hoher psychischer Belastung genau zu diesem Ziel nicht mehr beitragen können. Und vermehrt auch nicht mehr beitragen wollen.

Unternehmen bekommen die Folgen psychischer Belastungen immer häufiger zu spüren. Beispielsweise durch Leistungseinbußen ihrer Arbeitskräfte. Dazu spielen Faktoren wie vermindertes Wohlbefinden eine immer größere Rolle (und ein damit geringes psychologisches Kapital).

Sie ahnen vielleicht schon: hier gehen organisationale und individuelle Ziele immer öfter drastisch auseinander.

Es scheint auf den ersten Blick keine Vereinbarung beider Felder zu geben, denn Fälle von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Belastung nehmen in vielen Unternehmen stetig zu.

Die Notwendigkeit einer Investition in den Erhalt psychischer Gesundheit von Mitarbeitern ist allgegenwärtig und von hoher Bedeutung – sowohl für die Mitarbeiter als auch Unternehmen selbst.

Doch welche Rolle spielt psychologisches Kapital dabei?

Effizienzsteigerung und Wohlbefinden der Mitarbeitenden? Die HERO-Ressourcen!

Wie können Unternehmen die Effizienz der Arbeit(enden) steigern und trotzdem das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter oben halten? Wie können Mitarbeiterinnen auf ihre Gesundheit achten und trotzdem ihre Leistung aufrecht erhalten oder sogar erhöhen?

Psychologisches Kapital (kurz: PsyCap) setzt als Konzept der Positiven Psychologie genau an dieser Stelle an. Psychologisches Kapital ist also ein positiver psychologischer Entwicklungszustand eines Individuums, der sich aus den vier HERO-Ressourcen zusammensetzt:

  1. Hope” (Hoffnung)
  2. (Self-)“Efficacy” (Selbstwirksamkeit)
  3. Resilience” (Resilienz) und
  4. Optimism” (Optimismus)
Alle vier HERO-Ressourcen bedingen sich gegenseitig und sind somit nicht unabhängig voneinander zu sehen.

PsyCap hat sich in den letzten Jahren zu einem umfassenden Forschungsthema entwickelt, da das Konstrukt Zusammenhänge zu gewünschten Verhaltensweisen von Mitarbeiter:innen aufzeigt. Und aus der Forschung sind zahlreiche Vorteile für gesteigertes Psychologisches Kapital entstanden.

Beispielsweise steht PsyCap eng mit Leistung und Engagement am Arbeitsplatz in Verbindung (hier z.B. eine Meta-Analyse zum Thema). Ebenso zeigt die Wissenschaft, dass ein hohes Psychologisches Kapital als persönliche Ressource Auswirkungen auf die Bekämpfung von Stress zu haben scheint.

Konkrete Nutzung von PsyCap in Unternehmen

Wie kann PsyCap also gezielt genutzt werden?

Das funktioniert sehr gut, indem die Komponenten von PsyCap als persönliche Ressourcen bei Mitarbeitern verbessert werden, um langfristige Ziele wie Leistung, Engagement und den Erhalt psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz zu ermöglichen (Luthans et al., 2013 & Zuberbuhler et. al., 2020 sowie auch Avey et al., 2006).

Die PCI (Psychological Capital Intervention) nach Luthans (2006) hat sich dabei als erstes Interventionsmodell für psychologisches Kapital etabliert.

In Micro-Interventionstrainings können Teilnehmer dabei innerhalb von nur zwei Stunden die vier HERO-Ressourcen durch den Einsatz verschiedener Übungen steigern. Hier ist auch die ständige Wechselwirkung der Übungen untereinander zu beobachten.

4 Ressourcen werden gefördert: Hoffnung, Selbstwirksamkeit, Resilienz und Optimismus

Hoffnung

Hoffnung wird durch eine dreigleisige Strategie gefördert. Hierbei stehen eine effektive Zielsetzung, die Erstellung eines Alternativplans und mentales Vorstellen von wichtigen und herausfordernden Zielen und Überwinden von Hindernissen im Vordergrund.

Teilnehmer:innen sind dazu aufgefordert, sich ein spezifisches Ziel auszuwählen, welches sie im Arbeitskontext erreichen wollen. Hierzu werden Unterziele formuliert, um kleinere Erfolgserlebnisse beizusteuern.

In diesem Zusammenhang ist es von Relevanz, reale und potenzielle Hindernisse auf dem Weg der Zielerreichung, sowie mehrere realistische Wege zur Überwindung dieser zu identifizieren.

Der nächste big player für ein höheres psychologisches Kapital ist unser Bekannter, die…

 

Selbstwirksamkeit

Die Selbstwirksamkeit, also das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen, kann effektiv gesteigert werden, indem Sie gezielte Zielsetzungsübungen durchführen.

Dabei konzentrieren Sie sich auf imaginäre Erfolgserlebnisse, die auf realistischen und erreichbaren Zielen basieren.

Durch das regelmäßige Visualisieren dieser Erfolgserlebnisse entwickeln Sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein stärkeres Selbstbewusstsein und eine höhere Problemlösungskompetenz. Das  wiederum trägt dazu bei, Ihre gesetzten Ziele mit größerer Wahrscheinlichkeit zu erreichen und somit Ihre individuelle Selbstwirksamkeit zu erhöhen.

Dies wird durch andere Gruppenmitglieder und dem Versuchsleiter unterstützt. Diese geben während des gesamten Entwicklungsprozesses Feedback und heben die Fähigkeit zur Erreichung der gesetzten Ziele hervor.

Insbesondere die Arbeit in Kleingruppen fördert Erfolge unter- und miteinander. Hier wird also bereits eine imaginäre Aufgabenbewältigung vorgenommen, um eine Verbesserung im Psycap-Entwicklungsprozess und damit auch gesteigertes psychologisches Kapital zu bewirken.

Das Schöne daran: durch diese Maßnahmen werden positive Emotionen hervorgerufen, die wiederum häufig mit mehr Selbstvertrauen einhergehen.

Wie können wir nun die Resilienz für erhöhtes psychologisches Kapital nutzen?

Resilienz

Resilienz ist die Fähigkeit, Rückschläge zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen – quasi wie ein Gummiband, das sich immer wieder dehnt und zurückzuckt, ohne zu reißen. Es ist die Kunst, dem Leben die Zunge rauszustrecken und zu sagen: „Ist das alles, was du hast?“

Resilienz wird durch das Visualisieren und Antizipieren möglicher Rückschläge verbessert. Teilnehmer:innen erhöhen dadurch die Fähigkeit zur Einordnung und Neugestaltung äußerer Umstände.

Sie sind dazu aufgefordert, persönliche Rückschläge und die unmittelbaren Reaktionen darauf zu notieren.

Durch den Versuchsleiter, sowie der Arbeit in Kleingruppen wird der ideale Prozess zur mentalen Verarbeitung eines Rückschlags deutlich gemacht.

Zusätzlich helfen folgende Fragen zur Veränderung der Einflusswahrnehmung auf äußere Bedingungen:

  • “Was haben Sie unter Kontrolle?“
  • „Was liegt außerhalb Ihrer Kontrolle?“
  • „Welche Handlungsoptionen gibt es?”

Dadurch fällt es den Personen fortwährend leichter, nach tatsächlich auftretenden Rückschlägen schneller wieder zu erholen und aufzustehen.

Und das stimmt nicht nur den Versuchsleiter optimitisch…

Optimismus

Optimismus bezeichnet die Neigung einer Person, in einer unsicheren Situation das Beste zu erwarten und eine positive Lebenseinstellung zu pflegen.

Es ist, als würden Sie mit einem zerbrochenen Regenschirm im strömenden Regen stehen und sich laut freuen: „Wenigstens werden die Pflanzen heute gut gegossen!“

Optimismus wird in der gesamten Intervention gefördert, indem Teilnehmer lernen, Kontrolle und Möglichkeiten einzuordnen, Rückschläge zu antizipieren und auch zu bewältigen.

Es werden positive Selbstgespräche, sowie erlernte Denkmuster gefördert. Die Erwartungshaltung gegenüber negativen Dingen wird minimiert.

Hier finden Sie andere konkrete Wege, um Ihren Optimismus zu kultivieren.

PsyCap gilt im Vergleich zu vielen Marketing-Hypes durch seine evidenzbasierte Grundlage wissenschaftlich als sehr attraktiv.

Die Forschung kann zwar bisher noch keine Aussagen zu Langzeiteffekten vorliegender Interventionen treffen, aber die Anwendung hat bereits viele kurz- und mittelfristige Früchte getragen.

Jetzt gilt es „nur“ noch, das Wissen aus der Forschung auch in die Unternehmen zu tragen, anzuwenden und damit die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (und damit auch ihre Unternehmen) durch die Stärkung ihrer Hoffnung, Selbstwirksamkeit, Resilienz und ihres Optimismus zu unterstützen.

Zum Beispiel durch einen feinen Workshop! 😉

Auf dass sowohl ihr Wohlbefinden gesteigert wird als auch ihre Leistungsfähigkeit langfristig auf einem hohen Level zur Verfügung steht.

Fazit

In diesem Artikel erfuhren Sie, wie psychologisches Kapital Ihr Leben positiv beeinflussen kann und Ihnen hilft, persönliche und berufliche Herausforderungen zu meistern. Die vier Schlüsselelemente – Selbstwirksamkeit, Hoffnung, Optimismus und Resilienz – bilden zusammen das Fundament für nachhaltigen Erfolg und persönliches Wohlbefinden.

Indem Sie Ihre mentalen Ressourcen stärken, können Sie Selbstvertrauen aufbauen, Ziele erreichen und Herausforderungen bewältigen. Durch gezieltes Mentoring und Coaching können Sie Ihr psychologisches Kapital weiter ausbauen und ein erfüllteres, erfolgreicheres Leben führen. Nutzen Sie diese wertvollen Erkenntnisse, um zum Held Ihrer eigenen Lebensgeschichte zu werden!

Literatur

Luthans, B.C.; Luthans, K.W.; Avey, J.B. (2013). Building the Leaders of Tomorrow: The Development of Academic Psychological Capital. Journal of Leadership & Organizational Studies, 21(2), 191-199.

Luthans, F.; Avey, J..; Avolio, B..; Norman, S; Combs, G. (2006). Psychological capital development: toward a micro-intervention. Journal of Organizational Behaviour, 27, 387-393

Luthans, F. Avey, J.; Avolio, B.; Peterson, S. (2010). The Development and Resulting Performance Impact of Positive Psychological Capital. Wiley InterScience.

Youssef-Morgan, C. (2014). Advancing OB Research: An Illustration Using Psychological Capital. Journal of Leadership & organizational Studies, 21 (2), 130-140

Zuberbuhler, M.; Salanova, M.; Martinez, I. (2020). Coaching-based Leadership Interventíon Program: A Controlled Trial Study. Frontiers in Psychology.