Haben Sie mal wieder das Gefühl, fest zu stecken und sich nicht vom Fleck zu bewegen? Laufen Sie brav Ihre Runden im Hamsterrad? Oder drehen Sie sich hoffnungslos im Kreis?
Es gibt unzählige Anzeichen dafür: „die alte Leier“ zu Hause über ein Thema, das Sie bereits zuhauf ohne eine Lösung besprochen haben. Die stetig wiederkehrenden Termine, die Sie lange verhindern oder umplanen wollten. Von Wochenende zu Wochenende zu arbeiten, um darauf den schuldigen Montag zu verfluchen.
Schon der Philosoph Heraklit wusste: niemand kann zweimal in den selben Fluss steigen, denn er ist in stetiger Bewegung. So ist es zwar möglich, sich an die gleiche Stelle im Fluss zu stellen, das Wasser vom ersten Mal ist trotzdem lange fort.
Doch warum die wahrgenommenen Schleifen im Leben? Weil wir Veränderung scheuen, damit wir weiter das Gewohnte (ergo Absehbare) leben können? Denn zu wissen, was man tut und zu wissen, wie man damit umgehen muss, ist die halbe Miete. Oder etwa nicht?
Schon am Anfang das Ende im Blick haben
Gehen Sie einen Schritt zurück und betrachten Sie das alles einmal von außen. Die Schleifen. Die wiederkehrenden Streitereien. Die Routinen.
Es gibt immer genug Zeit, aber weniger als gestern.
–Aus Griechenland
Die Zeit rennt. Zumindest kommt uns das so vor. Und während wir in unserer eigenen Routine sitzt, sich im und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Stil die gleichen Aktivitäten und Gewohnheiten machen sieht, vergessen wir völlig, dass das alles Minuten, Stunden und Tage sind, die uns weiter an das Ende unserer Tage bringen. Und ohne das Ende in Sicht ist es vielleicht verständlich zu denken, dass eine weitere Woche, ein weiterer Monat oder vielleicht ein weiteres Jahr auch keinen nennenswerten Unterschied machen.
Wie häufig denken wir nicht an diese Begrenzung, an dieses Limit und lassen wiederholen, was uns missfällt? Wie viel Zeit sind wir bereit, auf diese Weise zu investieren?
Mein Rat an dieser Stelle ist nicht, jeden Tag an den Tod zu denken. Es ist äußerst wichtig, sich nicht permanent in die Zukunft zu sinnen, sondern das wahrzunehmen, was im Augenblick ist, in der Gegenwart, im Jetzt. Denn dann gehen wir einen Schritt nach dem anderen.
Der verstorbene Stephen Covey spricht in seinem Klassiker Die 7 Wege zur Effektivität davon, schon am Anfang das Ende im Blick, einen Plan vom Ganzen zu haben, sich Ziele zu stecken und jeden Tag etwas für deren Erreichung zu tun, ohne sich dadurch kaputt zu machen. Schritt für Schritt in der Gegenwart, um die Zukunft zu gestalten, um Ihren Träumen näher zu kommen.
Wie könnte ein solcher Schritt in Richtung Ziel aussehen?
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. –Lao Tze
Und wo könnte dieser erste Schritt sonst liegen als in Ihrer täglichen Routine? Denn haben Sie erst den kleinen Schritt einer Routineunterbrechung getan, werden andere Möglichkeiten offensichtlich, neue Wege sichtbar, weitere Chancen deutlich.
Vielleicht ist es ein Wort, das Sie weg lassen (vielleicht das Wort muss?).
Vielleicht ein Lächeln an anderer Stelle.
Vielleicht ein Dankeschön oder eine Entschuldigung.
Es brauchen ja nicht gleich 30 Tage sein, die Ihnen Neues darbieten oder etwas zur Gewohnheit werden lassen. Um einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen, möchte ich Ihnen eine einfache wie gleichzeitig wirkungsvolle Frage ans Herz legen, die ich gerne im Coaching einsetze:
Was muss ich tun, um es noch schlimmer werden zu lassen?
Ihre Wochenenden sind nicht erholsam? Was müssen Sie tun, um Sie noch anstrengender werden zu lassen?
Sie streiten mit Ihrem Partner häufig über das immer selbe Thema? Was müssen Sie tun, um das zu intensivieren? Was müssen Sie tun, damit vielleicht bald mal eine Vase durch die Küche fliegt?
Angenommen, Ihr schlimmster Feind würde Ihnen ein Verhalten raten, das Sie garantiert weiterhin im Hamsterrad laufen lässt – welcher Rat wäre das?
Ihre Routinen zu hinterfragen, wird Ihr Zeit- und Prioritätenverständnis ändern und – das ist eine eiskalte Vermutung – auch Ihre Wochenenden abwechslungsreicher machen.
Aus dem Hamsterrad herauszukommen wird einfacher, sobald Sie sich Ihrer Werte bewusst werden und klar vor Augen führen. Stehen sie in Kongruenz zu den Themen, die Sie zu Hause oder bei der Arbeit anpacken?
Jeder Tag ist ein anderer. Jeder Tag ist einzigartig und besonders, mit allen seinen Momenten darin. Genau wie der Fluss, von dem Heraklit gesprochen hatte. Und das macht es nicht nur unsicherer, sondern auch viel spannender und vielseitiger, denn Sie haben das Steuer in der Hand und damit die Möglichkeit, sich in günstiges Fahrwasser zu manövrieren, anstatt sich über Wiederholungen zu beschweren.
Wo wäre bei Ihnen ein wenig Mut nötig, um eine andere Richtung einzuschlagen? Und was benötigen Sie noch, um den nächsten kleinen Schritt zu machen?
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Hallo, Michael,
diese Frage „Was muss ich tun, um es noch schlimmer werden zu lassen?“ finde ich sehr inspirierend. Es ist eine sehr stoisch inspirierte Praxis, die William B. Irvine in seinem Buch „A Guide to the good life“ „negative visualization“ nennt. Sie führt aus meiner Sicht nicht unbedingt dazu, das man aus dem Hamsterrad herausrennt, sondern das man anfängt, das wertzuschätzen, was man hat. Was ja auch schon der Ausbruch aus Negativroutinen sein kann. Lieber Gruß, Sven