Dieser Artikel beleuchtet das Konzept der Verletzlichkeit, erklärt den „Beautiful Mess Effect“ und zeigt auf, warum das Zeigen von Schwäche oft eine versteckte Stärke ist.
In einer Welt, die häufig Stärke und Unabhängigkeit belohnt, kann es schwierig sein, unsere Verletzlichkeit und Schwächen zu zeigen. Doch gerade diese Verletzlichkeit macht uns menschlich und ermöglicht tiefere Verbindungen mit anderen.
Erfahren Sie in den nächsten Abschnitten, wie Sie durch das Zulassen und Teilen Ihrer Zerbrechlichkeit authentischere Beziehungen aufbauen und ein erfüllteres Leben führen können.
Was bedeutet Verletzlichkeit eigentlich?
Definition von Verletzlichkeit
Verletzlichkeit ist ein Zustand, in dem sich Menschen befinden, wenn sie sich emotional offen und ungeschützt fühlen. Sie tritt auf, wenn wir uns in Situationen begeben, in denen wir uns emotionalen Risiken, Enttäuschungen oder Kritik aussetzen. Sich verletzlich zu zeigen, bedeutet häufig, authentisch zu sein und seine wahren Gefühle, Wünsche und Bedenken mitzuteilen, auch wenn das Risiko besteht, abgelehnt oder missverstanden zu werden.
Gesellschaftliche Wahrnehmung von Verletzlichkeit
Die Gesellschaft neigt dazu, Verletzlichkeit als Schwäche zu sehen. Diese Wahrnehmung kann von der Angst herrühren, als schwach oder unfähig wahrgenommen zu werden. Dieser Bereich der Verletzlichkeit kann besonders im beruflichen Kontext relevant sein, wo ein hohes Maß an Kompetenz und Stärke erwartet wird.
Doch Studien legen nahe, dass das Zeigen von Verletzlichkeit auch als Zeichen von Authentizität und Ehrlichkeit gesehen werden kann, was wiederum Vertrauen fördern und tiefere menschliche Verbindungen ermöglichen kann.
Warum ist es wichtig, Verletzlichkeit zu zeigen?
Aufbau von tieferen Beziehungen
Das Zeigen von Verletzlichkeit kann eine Grundlage für tiefe und bedeutungsvolle Beziehungen schaffen. Wenn wir uns anderen gegenüber verletzlich zeigen, laden wir sie ein, dasselbe zu tun. Dies schafft ein Umfeld von Vertrauen und Verständnis, in dem sich Menschen sicher fühlen, sich selbst zu sein und ihre wahren Gefühle und Gedanken zu teilen.
Stellen Sie sich vor, Ihr Chef oder Ihre Chefin zeigten immer mal wieder, dass auch sie in all ihrer Kompetenz und Souveränität ab und zu unsicher sind, sich gedanklich klein machen oder überfordert sind. Würde das bei Ihnen nicht auch mit hoher Wahrscheinlichkeit zu mehr Vertauen, mehr Verbundenheit führen?
Authentizität und Selbstakzeptanz
Indem wir unsere Verletzlichkeit akzeptieren und leben, praktizieren wir gleichzeitig Authentizität. Wir erlauben uns, so gesehen zu werden, wie wir wirklich sind, statt unsere Fassade aufrechtzuerhalten. Dies führt nicht nur zu authentischeren Beziehungen, sondern auch zu einer größeren Selbstakzeptanz. Wir lernen, unsere Stärken und Schwächen zu akzeptieren und können uns selbst mit mehr Mitgefühl und Verständnis behandeln.
Warum ist das so?
Der „Beautiful Mess Effect“
Was ist der „Beautiful Mess Effect“?
Der „Beautiful Mess Effect“ ist ein Phänomen, das sich auf die Wahrnehmung von Emotionen in anderen Menschen bezieht. Es besagt, dass Menschen es oft als authentisch und ansprechend empfinden, wenn andere ihre echten Emotionen zeigen, selbst wenn diese Emotionen als negativ oder messy angesehen werden können. Wir selbst aber haben die Wahrnehmung, dass andere uns dafür verachten oder verurteilen, zeigen wir in ähnlicher Manier, was mit uns los ist. Dieser Effekt kann besonders relevant sein, wenn es um das Zeigen von Verletzlichkeit geht, da er die positiven Aspekte des Zeigens authentischer Emotionen betont.
Insgesamt sieben Studien zeigen die vorhergesagten Selbst-Andere-Unterschiede in der Bewertung des Zeigens von Verletzlichkeit in verschiedenen Situationen, wie z.B. bei einer Liebeserklärung, beim Aufdecken von Unvollkommenheiten des eigenen Körpers oder der Bitte um Hilfe. Bruk et al. (2018b) konnten sogar einige schöne Nachweise über die Übertragbarkeit des Effekts auf eine reale Situation zeigen.
In ihrem Artikel beschreibt Anna Bruk, wie wichtig es sein kann, anderen gegenüber ehrlich zu sein, wenn wir durch schwierige Zeiten gehen. Sie erklärt, dass dieser Schritt zwar schmerzlich und beängstigend sein, das Festhalten von Problemen jedoch langfristig alles noch komplizierter machen kann. Unausgesprochene Gefühle und Frustrationen bleiben selten verborgen. Daher ist es wichtig zu lernen, wie man seine Gefühle oder Gedanken offen artikuliert, auch wenn diese Art des Ausdrucks uns exponiert oder unwohl fühlen lässt.
Zusammen mit ihren Kollegen von der Universität Mannheim – Sabine Scholl und Herbert Bless – hat Anna Bruk diese Momente der Verletzlichkeit untersucht: Momente echter, absichtlicher emotionaler Offenlegung, trotz eigener Ängste. Im Gegensatz zu anderen Formen des Selbstausdrucks oder der Selbstoffenbarung bergen diese Handlungen immer ein Risiko. Es besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass andere jemanden als schwach oder sogar inkompetent wahrnehmen. Das Gestehen romantischer Gefühle könnte beispielsweise eine schmerzhafte Reaktion hervorrufen, wenn diese Gefühle nicht geteilt werden, während das Offenlegen der Liebe zu Pizza eine Aussage mit geringem Risiko ist (Bruk, 2021b).
Wie beeinflusst er unsere Wahrnehmung von Verletzlichkeit?
Der „Beautiful Mess Effect“ kann die Art und Weise, wie wir Verletzlichkeit sehen, erheblich beeinflussen. Er legt nahe, dass das Zeigen von Verletzlichkeit, auch wenn es chaotisch oder unbequem sein kann, oft als authentisch und ansprechend wahrgenommen wird. Dies kann die Angst, sich anderen gegenüber verletzlich zu zeigen, mildern und uns ermutigen, uns selbst in unseren Beziehungen authentischer zu präsentieren.
Die Angst vor der Verletzlichkeit
Warum fürchten wir uns, verletzlich zu sein?
Die Angst vor dem Auftreten oder Deutlichwerden von Verletzlichkeit ist eine natürliche Reaktion. Sie stammt aus der Sorge, abgelehnt, kritisiert oder verletzt zu werden, wenn wir unsere wahren Gefühle und Gedanken teilen. Diese Angst kann durch frühere Erfahrungen von Ablehnung oder Missverständnissen verstärkt werden.
Kurz gesagt: Es tut einfach anfangs (emotional) verdammt weh, sich mit all dem Chaos und Dreck zu zeigen, bei dem Sie glauben, nur Sie hätten den so! Und es tut um so besser, wenn nach dem Zeigen der eigenen Zerbrechlichkeit, Unzulänglichkeiten und Schwächen rauskommt, dass es der überwiegenden Mehrheit der Menschen um Sie herum ebenso geht!
Es lohnt sich also. Aber…
Wie können wir das Überwinden der Sorge üben?
Die Überwindung der Angst vor Verletzlichkeit erfordert Bewusstsein, Mut und Übung. Es kann hilfreich sein, sich auf die Vorteile der Verletzlichkeit zu konzentrieren, wie die Vertiefung von Beziehungen und die Selbstakzeptanz.
Mit der Zeit kann das Zeigen von Verletzlichkeit weniger beängstigend werden und mehr wie eine Gelegenheit zum authentischen Selbstausdruck und zur Verbindung mit anderen. Verletzlichkeit wird oft als Schwäche angesehen, aber eigentlich kann es ein Zeichen von Stärke sein. Wenn wir unsere Verletzlichkeit zulassen, öffnen wir uns für tiefere und echtere Beziehungen, und wir erlauben uns, vollständig und ehrlich uns selbst zu sein.
Hier sind ein paar Schritte, die Ihnen helfen können, Ihre Angst vor Verletzlichkeit zu überwinden:
- Verstehen Sie Ihre Ängste: Der erste Schritt besteht darin, Ihre Ängste zu erkennen und zu verstehen. Was macht Ihnen Angst? Warum fürchten Sie sich davor, verletzlich zu sein? Wenn Sie Ihre Ängste verstehen, können Sie besser mit ihnen umgehen.
- Kleine Schritte: Sie müssen nicht plötzlich komplett offen und verletzlich sein. Beginnen Sie mit kleinen Schritten und öffnen Sie sich langsam.
- Üben: Üben Sie die Verletzlichkeit in sicheren und unterstützenden Umfeldern. So können Sie mehr Vertrauen in Ihre Fähigkeit aufbauen, sich auch in weniger sicheren Umgebungen zu öffnen.
- Selbstfürsorge: Seien Sie freundlich zu sich selbst. Jeder hat Angst vor Verletzungen und das ist in Ordnung. Es ist wichtig, sich selbst zu vergeben und sich selbst zu lieben, auch wenn Sie verletzt sind oder Fehler machen.
- Unterstützung suchen: Es kann hilfreich sein, einen Therapeuten oder Coach (ähem 😉 aufzusuchen oder sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Sie können auch mit vertrauenswürdigen Freunden und Familienmitgliedern sprechen.
- Positives Denken: Versuchen Sie, Ihre Denkweise zu ändern und sich auf die positiven Aspekte der Verletzlichkeit zu konzentrieren. Statt sich auf die Angst zu konzentrieren, konzentrieren Sie sich auf die potenziellen Vorteile, wie z. B. tiefere Beziehungen und mehr Selbstakzeptanz.
- Mut zeigen: Verletzlichkeit erfordert Mut. Es ist nicht immer einfach, sich zu öffnen und sich selbst zu zeigen, aber es ist ein Akt des Mutes, der Sie stärker machen kann.
Verletzlichkeit in Beziehungen
Vorteile der Verletzlichkeit in engen Beziehungen
In engen Beziehungen kann das Zeigen von Verletzlichkeit eine tiefere emotionale Verbindung und ein höheres Maß an Vertrauen schaffen. Wenn wir bereit sind, uns zu öffnen und unsere wahren Gefühle, Ängste und Wünsche zu teilen, laden wir die andere Person ein, dasselbe zu tun, was zu einer stärkeren und authentischeren Bindung führen kann.
Obwohl Verletzlichkeit viele Vorteile hat, birgt sie auch Risiken. Es besteht immer die Möglichkeit der Ablehnung oder des Missverständnisses. Es ist wichtig, sichere und unterstützende Umgebungen zu schaffen, in denen Verletzlichkeit gezeigt werden kann, und zu lernen, wie man mit möglichen negativen Reaktionen umgeht.
Ein konkretes Umfeld, in dem ich mich selbst seit Jahren immer wohler fühle, ist das der Radikalen Ehrlichkeit und seiner „Fans“ und Anwender:innen. Ein Wochenendkurs könnte Ihr Leben verändern (meins hat es definitiv verändert!). Und als Nebeneffekt auch gleich das Üben der eigenen Verletzlichkeit in Gang bringen.
Hier geht’s zu einem Artikel über Gemeinsamkeiten zwischen der Positiven Psychologie und der Radikalen Ehrlichkeit.
Sich verletzlich zeigen: eine Stärke oder eine Schwäche?
Gesellschaftliche Normen und Erwartungen
Die Gesellschaft tendiert dazu, das Zeigen von Schwäche negativ zu bewerten. Dies kann zu einer Kultur der Verleugnung und des Versteckens persönlicher Schwächen führen. Das ist – aus meiner Sicht – sogar der Normalzustand. Eine Art Theater, auf das wir uns alle geeinigt haben und unter Aufwendung großer Anstrengungen täglich aufrecht erhalten.
Doch das Zeigen von Schwäche kann auch als Zeichen von Stärke und Authentizität gesehen werden, insbesondere wenn es darum geht, Fehler einzugestehen und daraus zu lernen.
Veränderung des Narrativs
Indem wir die Erzählung ändern und das Zeigen von Schwäche als eine Stärke anerkennen, können wir eine inklusivere und unterstützende Kultur schaffen. Dies kann auf individueller, zwischenmenschlicher und gesellschaftlicher Ebene geschehen und zu einer offeneren, authentischeren und mitfühlenderen Gesellschaft führen.
Und natürlich hört es beim Erzählen nicht auf. Wenn Sie – wie 90% aller Unternehmen, in denen ich unterwegs bin – erzählen, dass „Fehler Chancen sind“ und „Wir ja alle nur Menschen sind“ und bei der nächsten Gelegenheit die Nase rümpfen, wenn jemand genau den Fehler macht, den auch Sie noch regelmäßig zu verbuchen haben – dann sind wir wieder beim Business-Theater. Und das führt dann eher zu Zynismus als zu mehr Verletzlichkeit und Menschlichkeit im Unternehmen.
Wie Sie Verletzlichkeit in verschiedenen Situationen zeigen können
Im Berufsleben
Im Berufsleben ist das Zeigen von Verletzlichkeit ein Weg, Authentizität und menschliche Qualität zu zeigen. Auch Führungsqualitäten. Hier sind einige konkrete Beispiele:
- Fehler eingestehen: Wenn ein Projekt nicht wie geplant verläuft oder ein Fehler gemacht wurde, zeigt das Eingestehen des Fehlers nicht nur Reife, sondern auch die Bereitschaft, aus diesen Fehlern zu lernen. Zum Beispiel könnte ein Manager sagen: „Ich habe diesen Teil des Projekts falsch eingeschätzt, und das hat unsere Zeitlinie beeinträchtigt. Ich nehme die volle Verantwortung und habe bereits Ideen, wie wir das in Zukunft vermeiden können.“
- Um Hilfe bitten: Es ist unmöglich, alles zu wissen oder in der Lage zu sein, alles alleine zu tun. Das Bitten um Hilfe, wenn es notwendig ist, zeigt, dass man die Stärken und Fähigkeiten anderer anerkennt. Ein Beispiel könnte sein, wenn ein Teammitglied sagt: „Ich bin bei dieser spezifischen Aufgabe festgefahren. Könnte jemand Zeit haben, mir durch einige der komplizierteren Punkte zu helfen?“
- aktiv nach Feedback fragen und es annehmen: Konstruktives Feedback ist für persönliches und berufliches Wachstum unerlässlich. Ein Beispiel könnte sein, ein Mitarbeiter bittet um Feedback nach einer Präsentation und nimmt dieses Feedback an, um in Zukunft besser zu werden. Hier finden Sie Tipps, wie Sie die Kunst des positiven Feedback meistern können.
Diese Praktiken können ein Umfeld von Vertrauen, Respekt und offener Kommunikation schaffen, in dem sich alle sicher und unterstützt fühlen.
In persönlichen Beziehungen
Auch in persönlichen Beziehungen fördert das Zeigen von Verletzlichkeit eine tiefere emotionale Verbindung und Vertrauen. Hier sind einige Beispiele:
- Emotionale Offenheit: Das Teilen von Gefühlen, Sorgen oder Ängsten mit einem geliebten Menschen, z.B. einem Freund oder Partner, kann eine tiefere emotionale Bindung schaffen. Zum Beispiel könnten Sie sagen: „Ich hatte heute einen wirklich harten Tag, und das hat mich ziemlich runtergezogen. Und jetzt schäme ich mich ein wenig dafür, weil ich keine Memme sein und dir den Abend verhageln will…“
- Eigene Bedürfnisse und Wünsche äußern: Das klare Äußern von Bedürfnissen und Wünschen in einer Beziehung, z.B. das Bedürfnis nach Zeit zusammen oder Raum für sich selbst, ist ein Zeichen von Verletzlichkeit. Es verschafft dem Gegenüber Klarheit und Transparenz und hilft häufig sogar dabei, dass es anderen leichter fällt, uns dabei zu helfen, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Und ja, es kann beängstigend sein, für seine Bedürfnisse einzugestehen.
- Um Verzeihung bitten: Wenn man einen Fehler gemacht hat oder jemanden verletzt hat, ist das Bitten um Verzeihung ein starkes Zeichen von Verletzlichkeit und Reife.
Selbst wenn solche Beispiele des Zeigens von Verletzlichkeit manchmal mehr wie Schwäche aus der Innensicht wirken mögen, deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass diese Handlungen für andere möglicherweise mehr wie Mut aus der Außensicht aussehen (Halton, 2022).
Fehler eingestehen: Ein Schritt zur Verletzlichkeit
Wie im Kontext zum Berufsleben schon angedeutet, ist Fehler einzugestehen ein wesentlicher Aspekt der Verletzlichkeit. Es zeigt Reife, Selbstbewusstsein und die Bereitschaft, zu lernen und zu wachsen. Durch das Eingestehen von Fehlern können wir auch anderen zeigen, dass es in Ordnung ist, unvollkommen zu sein, und eine Kultur der Offenheit und des Lernens fördern. Und das zu zeigen ist eben noch ein wenig krasser, als nur darüber zu reden.
Die Forschung zeigt, dass das Eingestehen von Fehlern nicht nur persönlich vorteilhaft ist, sondern auch das Vertrauen und die Zusammenarbeit in Gruppen fördern kann. Es schafft ein Umfeld, in dem Menschen sich sicher fühlen, Risiken einzugehen und aus ihren Erfahrungen zu lernen. Das Thema „psychologische Sicherheit“ ist hierbei ein sehr wichtiges.
Selbstmitgefühl als Weg zur Akzeptanz der eigenen Verletzlichkeit
Selbstmitgefühl bezieht sich auf die Fähigkeit, sich selbst mit Freundlichkeit, Verständnis und Akzeptanz zu behandeln, besonders in Zeiten des Scheiterns oder der Schwierigkeiten. Es ist eine wesentliche Praxis, um mit der eigenen Verletzlichkeit umzugehen und sie zu akzeptieren.
Durch Selbstmitgefühl können wir lernen, unsere Verletzlichkeit zu akzeptieren und uns selbst auch in unseren schwierigen Momenten zu unterstützen. Es fördert auch die Resilienz und die Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen, indem es uns erlaubt, uns selbst und unsere Erfahrungen mit Freundlichkeit und Verständnis zu behandeln.
Praktische Schritte zur Umarmung der Verletzlichkeit
Es gibt viele Übungen und Techniken, die helfen können, Verletzlichkeit zu umarmen und zu zeigen. Dazu gehören Achtsamkeitspraxis, Journaling (z.B. mit Rosebud), therapeutische Gespräche und das Aufbauen unterstützender Beziehungen, in denen Verletzlichkeit gefördert und akzeptiert wird.
Die Praxis der Verletzlichkeit kann zu einem erfüllteren, authentischeren Leben führen. Sie fördert die Selbstakzeptanz, tiefe menschliche Verbindungen und ermöglicht es uns, uns selbst und anderen gegenüber authentisch und offen zu sein.
Fangen Sie erstmal bei Ihnen wichtigen und sehr vertrauten Menschen an, sich zerbrechlich und schwach zu zeigen. Womöglich sogar mit einer Ansage („Schatz, ich möchte diese Woche ein Experiment wagen – und ich fange jetzt bei dir an!“). Ich bin mir sicher, dass Ihre Liebsten Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützen werden!
Übung: Das Verletzlichkeit-Journal
Die folgende Übung soll Ihnen dabei helfen, sich mit den eigenen Gefühlen und Ängsten auseinanderzusetzen und den ersten Schritt zur Offenheit und Verletzlichkeit zu machen.
- Tägliches Schreiben: Richten Sie ein persönliches Journal ein, in dem Sie täglich Ihre Gefühle, Gedanken und Ängste notieren. Versuchen Sie, jeden Tag mindestens 10 Minuten zu schreiben, und erlauben Sie sich, ehrlich und offen über das zu schreiben, was Sie fühlen und denken. Niemand liest, was Sie schreiben.
- Selbstreflexion: Lesen Sie Ihre Einträge am Ende jeder Woche durch bzw. lassen Sie sich von Ihrem AI-gestützten Helfer 😉 eine wöchentliche Zusammenfassung geben. Notieren Sie sich Muster oder wiederkehrende Themen, die Sie bemerken (oder analytisch erfassen lassen), und erkennen Sie Bereiche, in denen Sie sich verletzlich fühlen.
- Kommunikation: Wählen Sie eine Person, der Sie vertrauen, und teilen Sie einige Ihrer Erkenntnisse und Gefühle mit ihr. Das ist jetzt der spannende und lehrreiche Teil, der Sie wahrscheinlich fordern wird. Aber geben Sie nicht auf! Sie könnten beginnen mit Sätzen wie „Ich habe bemerkt, dass ich mich in Situation X oft so fühle…“ oder „Ich habe Angst vor Y, und das möchte ich mit dir teilen. Und jetzt habe ich die Sorge, dass du…“
- Akzeptanz und Selbstmitgefühl üben: Akzeptieren Sie Ihre Gefühle und Ängste, anstatt sie zu bewerten oder zu verurteilen. Üben Sie Selbstmitgefühl, indem Sie sich selbst erlauben, menschlich und verletzlich zu sein. Das mag erstmal ungewohnt sein, aber auch hier macht die Übung den Meister und die Meisterin.
- Kleine Handlungen der Verletzlichkeit üben: Beginnen Sie mit kleinen Handlungen der Verletzlichkeit im täglichen Leben, wie zum Beispiel um Hilfe zu bitten (siehe oben), wenn Sie sie benötigen, oder Ihre Gefühle in einer schwierigen Situation zu äußern. Indem Sie regelmäßig schreiben und reflektieren, können Sie ein besseres Verständnis für Ihre eigene Verletzlichkeit entwickeln und beginnen, Vertrauen in die Praxis des Zeigens von Verletzlichkeit zu gewinnen.
Zusammenfassung
- Verletzlichkeit ist ein Zustand emotionaler Offenheit und kann authentische Beziehungen fördern.
- Der „Beautiful Mess Effect“ unterstreicht die positiven Aspekte des Zeigens authentischer Emotionen und Gefühlstiefe.
- Angst vor Verletzlichkeit ist natürlich, kann aber durch Bewusstsein, Mut und Übung überwunden werden.
- Das Zeigen von Schwäche und das Eingestehen von Fehlern kann Zeichen von Stärke, Reife und Authentizität sein.
- Selbstmitgefühl ist ein Schlüssel zur Akzeptanz und Umarmung des eigenen verletzlich-Seins.
- Durch praktische Übungen und Techniken kann der Ausdruck von Verletzlichkeit gefördert und in verschiedenen Lebensbereichen umgesetzt werden.
Häufig gestellte Fragen (FAQ zu Ihrem eigenen Wohl ;-))
Q. Was bedeutet es, jemanden zu mögen?
A: Menschen zu mögen bedeutet, positive Gefühle und Sympathie für sie zu empfinden. Es kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden, von Freundschaft bis hin zu romantischer Anziehung.
Q. Warum haben wir das Bedürfnis, gemocht zu werden?
A: Das Bedürfnis, gemocht zu werden, ist tief in unserer menschlichen Natur verwurzelt. Es stärkt unser Selbstwertgefühl, gibt uns ein Gefühl von Zugehörigkeit und kann unsere sozialen Beziehungen verbessern.
Q. Warum sollten wir unsere Unzulänglichkeit manchmal äußern?
A: Das Geständnis unserer Unzulänglichkeiten ermöglicht uns Wachstum und Entwicklung. Indem wir unsere Schwächen akzeptieren und offen darüber sprechen, können wir uns weiterentwickeln und von anderen lernen.
Q. Was ist Stress und wie wirkt sich dieser auf uns aus?
A: Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf herausfordernde Situationen. Es kann sich negativ auf unseren Körper und unsere Gesundheit auswirken, daher ist es wichtig, Stress angemessen zu bewältigen.
Q. Wie können wir jemandem verzeihen?
A: Um jemandem zu verzeihen, ist es wichtig, offen über die empfundenen Emotionen zu sprechen und den Willen zu haben, den Schaden zu überwinden. Vergebung ermöglicht es uns, Frieden mit der Situation zu schließen und weiterzugehen.
Q: Was sind die beiden Schlüsselstrategien zur Entfaltung Ihrer Verletzlichkeit?
A: Die beiden hier aufgeführten (und natürlich nicht einzigen) Schlüsselstrategien zur Entfaltung Ihrer Verletzlichkeit sind: 1) Zeigen Sie Schwäche und 2) nutzen Sie den Beautiful Mess Effect.
Q: Was bedeutet der Begriff „Beautiful Mess“?
A: Der Begriff „Beautiful Mess“ bedeutet, dass das Offenlegen von Schwäche und das Zulassen von Unvollkommenheit zu einem schönen Chaos führen kann, das uns menschlich und authentisch macht. Es ist wie das Leben selbst: nicht immer vorhersehbar und manchmal auch einfach nur ein Haufen Mist. 😉 Gründe dafür, sich aufzuregen, gibt es genug. Aber positive in die Zukunft zu blicken und sich seinen Unzulänglichkeiten zu stellen, ist häufig zu unserem Wohl. Und je eher Sie anfangen, die Preisgabe persönlicher in Betracht zu ziehen, desto eher werden Sie damit auch Ihren Frieden finden.
Q: Wie kann ich lernen, meine Schwäche zu zeigen?
A: Um zu lernen, Ihre Schwäche zu zeigen, können Sie folgende Schritte unternehmen: 1) Erkennen Sie, dass es normal ist, Schwächen genauso wie Stärken zu haben. 2) Finden Sie eine vertrauensvolle Person oder Gruppe, mit der Sie über Ihre Schwächen sprechen können. 3) Führen Sie Gespräche über Ihre Schwächen und lassen Sie andere Menschen an Ihren Herausforderungen teilhaben.
Q: Warum ist es wichtig, auch Schwäche zu zeigen?
A: Indem Sie Schwäche zeigen, schaffen Sie eine Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens, die es anderen Menschen ermöglicht, ebenfalls ihre Schwächen einzugestehen. Dies kann zu einer tieferen Verbindung und einer Förderung des Wohlbefindens führen.
Q: Wie kann ich den Beautiful Mess Effect nutzen?
A: Um den Beautiful Mess Effect zu nutzen, können Sie Ihren Mut finden, Ihre Fehler und Unvollkommenheiten offen einzugestehen. Dadurch schaffen Sie eine offene Atmosphäre, in der andere Menschen sich ebenfalls öffnen und ihre Schwächen zeigen können.
Q: Muss ich mich schämen? Wie kann ich mit diesem unangenehmen Gefühl umgehen?
A: Um mit dem Gefühl des Schämens umzugehen, ist es wichtig, es anzuerkennen und zu akzeptieren. Vermeiden Sie es, sich selbst dafür zu verurteilen und suchen Sie nach unterstützenden Personen, mit denen Sie über Ihre Gefühle sprechen können. Eine wunderbare Quelle für das Thema Scham ist die Wissenschaftlerin Brené Brown, die zahlreiche Bücher dazu geschrieben, aber auch ein paar inspirierende Vorträge über das Thema gehalten hat.
Q: Wie kann ich Intimität fördern?
A: Sie können Intimität fördern, indem Sie sich selbst öffnen und persönliche Informationen mit anderen teilen. Dies schafft eine Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens, die es den Menschen ermöglicht, sich miteinander zu verbinden.
Q: Wie können Mitglieder von Randgruppen den Beautiful Mess Effect nutzen?
A: Mitarbeiter von Randgruppen können den Beautiful Mess Effect nutzen, indem sie offen über ihre Herausforderungen und Schwächen sprechen. Indem sie sich authentisch zeigen, ermutigen sie andere, sich ebenfalls zu öffnen und schaffen eine inklusivere Arbeitsumgebung.
Q: Was sind die Vorteile des Beautiful Mess Effects?
A: Die Vorteile des Beautiful Mess Effects sind eine tiefere Verbindung zu anderen Menschen, eine verbesserte Beziehungsfähigkeit, eine Förderung des Wohlbefindens und eine Schaffung von Vertrauen und Offenheit.
Q: Wie kann ich bei diesem Thema mit meinem Chef oder meiner Chefin umgehen?
A: Viele Mitarbeitende werden von ihren Vorgesetzten unsäglich behandelt und teilweise sogar gemobbt. Ob Sie dann Ihre Verletzlichkeit offenbaren, sollten Sie sich gut überlegen, denn nicht jede Führungskraft kann die Nachricht verarbeiten, dass einer ihrer Mitarbeiter:innen gerne über die eigene Person oder intime Probleme sprechen mag. Das kann am Ende für alle Teilnehmer peinlich und schlecht ausgehen. Trotzdem möchte ich Sie ermutigen, die Gewässer auszutesten und sich im „Fehler zugeben“ zu üben, Verantwortung zu übernehmen und sich gegebenenfalls zu entschuldigen. Das wissen Führungskräfte nicht nur zu schätzen, sondern können sich davon auch häufig noch eine Scheibe abschneiden.
Literatur
Bruk, A., Scholl, S. & Bless, H. (2018b). Beautiful mess effect: self–other differences in evaluation of showing vulnerability. Journal of Personality and Social Psychology, 115(2), 192–205. https://doi.org/10.1037/pspa0000120
Bruk, A. (2021b, November 1). Other people don’t think you’re a mess. Scientific American. Zugriff 10.10.2023
Halton, M. (2019, February 13). Get closer to the people in your life — by being the best mess possible. Zugriff 10.10.2023