Sie kennen das möglicherweise: Je höher Sie als Mitarbeiter auf der Karriereleiter klettern, desto stärker wird der Druck am Arbeitsplatz.

Menschen reagieren unterschiedlich auf Druck und Stress. Während manche darunter zu Höchstleistungen auflaufen, drohen andere schnell daran zu zerbrechen.

Ist ein Mensch am Arbeitsplatz über einen langen Zeitraum starkem Druck und Stress ausgesetzt, ohne Erholungsphasen zu bekommen, kann dies schwerwiegende Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit nach sich ziehen.

Um einer derartigen Entwicklung entgegenzuwirken, ist es für Mitarbeiter und Führungskräfte wichtig, Strategien hinsichtlich des konstruktiven Umgangs mit Druck am Arbeitsplatz zu entwickeln.

Hier eine kleine Auswahl davon!

Die modernen Kommunikationsmittel richtig einsetzen

Der Siegeszug von Internet und Smartphone hat den Arbeitsalltag vieler Menschen grundlegend verändert und dabei den „Druck am Arbeitsplatz“ erhöht. Bedingt durch permanent eingehende E-Mails und Anrufe, welche den Druck am Arbeitsplatz weiter steigern, kommt es immer wieder zu Unterbrechungen wichtiger Arbeitsabläufe. Vielen Arbeitnehmern fällt es dadurch schwer, die Konzentration auf das Wesentliche aufrechtzuerhalten.

Zudem zwingen moderne Kommunikationsmedien Menschen dazu, verschiedene Arbeitsvorgänge „parallel“ zueinander auszuüben. Dieses immer intensiver werdende „Multitasking“ wird von vielen als belastend empfunden und als eine der wesentlichen Ursachen für das Entstehen von Druck am Arbeitsplatz genannt.

Dennoch können viele dieser Belastungen und der daraus resultierende Druck am Arbeitsplatz durch geschickte innerbetriebliche Organisation deutlich reduziert werden.

Wenn ein Kollege beispielsweise mit einer wichtigen Aufgabe betreut ist oder sich in der Endphase eines Projektes befindet, könnte er davon freigestellt werden, ans Telefon gehen zu müssen.

Ferner können viele durch moderne Medien verursachte Stressfaktoren durch kleine aber wirkungsvolle Maßnahmen gezielt minimiert werden.

Wenn die Arbeit durch einen Anruf oder eine E-Mail unterbrochen wird, empfiehlt es sich beispielsweise, auf einem Notizzettel in Stichworten den letzten Stand des Vorgangs festzuhalten. Solche Erinnerungsstützen sind wie Brotkrumen, die Hänsel und Gretel aus dem Wald führten. Sie erleichtern den Wiedereinstieg in den zuvor unterbrochenen Arbeitsprozess.

Da Arbeiten auf diese Weise häufig unzureichend, langsam und häufig fehlerhaft ausgeführt werden, empfiehlt es sich generell, Multitasking zu vermeiden. Insbesondere wichtige Tätigkeiten sollten mit voller Hingabe und Konzentration ausgeführt werden.

Aber das wussten Sie schon, richtig?

Klare Trennung von Beruf und Freizeit

Internet, Smartphone, Skype und E-Mails sind für die meisten Arbeitnehmer ein fester Bestandteil des Alltages geworden. Damit ist jedoch auch der Druck am Arbeitsplatz gestiegen, denn die modernen Kommunikationsmittel erzeugen ein Gefühl und auch einen Weg der permanenten Erreichbarkeit. So wird das „geschenkte“ iPhone schon bald zum zweischneidigen Schwert, denn diese ständige Verfügbarkeit kann bei vielen Menschen dauerhaften Stress auslösen.

Für viele Vorgesetzte ist es zur Normalität geworden, ihre Mitarbeiter auch nach Feierabend mit Anrufen, E-Mails oder SMS-Nachrichten zu kontaktieren. Dies führt dazu, dass die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit zunehmend verschwimmen und wichtige Phasen der geistigen Regeneration nicht ausreichend wahrgenommen werden.

Tendieren Sie auch aus Angst vor Nachteilen für Ihre Karriere dazu, Ihrem Arbeitgeber selbst in der Freizeit zur Verfügung zu stehen? Es ist nicht immer einfach, Grenzen zu setzen und dabei sein Gesicht zu wahren. Um dem Druck am Arbeitsplatz entgegenzuwirken, empfehlen wir folgende Maßnahmen:

Schalten Sie das Diensthandy nach Feierabend konsequent aus. Rein rechtlich gesehen hat ein Arbeitgeber ohnehin keinen Anspruch darauf, einen Mitarbeiter über die vertraglich festgelegte Arbeitszeit hinaus zu belasten. Dem Chef wird so signalisiert, dass ein Anspruch auf Erholung besteht und wichtige Anliegen auch am nächsten Arbeitstag geklärt werden können.

Lassen Sie sich erst einmal darauf ein, Ihrem Chef auch nach der Arbeit zur Verfügung zu stehen, wird aus der Mithilfe schnell eine Erwartung und einmal eingeschliffene Verhaltensmuster sind nur schwer wieder rückgängig zu machen.

Da dies häufig leichter gesagt als getan ist (insbesondere am Anfang eines Arbeitsverhältnisses sollen ja Einsatzbereitschaft und Präsenz gezeigt werden), bieten sich folgende Tricks an:

  • die schreienden Kinder ebenfalls am Telefonat teilhaben lassen,
  • beim Antworten und Abendbrot möglicherweise den Mund doch einmal voller nehmen als gewöhnlich,
  • Abendtermine klar kommunizieren („So, auf ins Funkloch Schwarzwald!“) – selbst, wenn sie noch gar nicht fix sind,
  • abends Ihren Chef blockieren (iPhone, Android), so dass er immer ein Besetzt-Zeichen erhält (Achtung: morgens wieder rausnehmen!) oder, wem das zu kompliziert ist
  • einfach klingeln lassen („abends liegt mein Gerät immer in der Ladestation“)…

Erreichbare Teilziele setzen

In unserem oftmals harten Arbeitsalltag fehlen nicht selten konkrete Erfolgserlebnisse. Aus dem Erreichen selbst gesetzter, realistischer und messbarer Teilziele lässt sich jedoch neue Motivation schöpfen.

Werden Erfolgserlebnisse erzielt, setzt dies im Körper Endorphine (Glückshormone) frei, die sich positiv auf den Abbau von Druck und Stress auswirken. So kann das Bewusstsein für diese kleinen Siege dazu beitragen, den Druck am Arbeitsplatz zu mindern.

Aus der Vergangenheit lernen

Wenn Druck und Stress am Arbeitsplatz überhand nehmen, lohnt es sich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Dabei können Sie analysieren, welche Rezepte und Strategien sich bei der Bewältigung von Druck- und Stresssituationen bisher als wirkungsvoll erwiesen haben. Frei nach dem Motto:

Hat es geklappt – tu’ mehr davon. Hat es nicht geklappt, versuch’ etwas anderes.

Aufgaben an die richtigen Mitarbeiter delegieren

Viele Führungskräfte geraten unnötig unter Druck, weil sie es versäumen, wichtige Aufgaben an Mitarbeiter zu delegieren.

Beim Zuweisen der Aufgaben sollten Sie genau darauf achten, welcher der Kollegen aufgrund seiner persönlichen Eigenschaften, Stärken und vorhandenen zeitlichen Ressourcen am ehesten dazu geeignet ist, einer bestimmten Aufgabe gerecht zu werden. Eine sorgfältige Aufgabenzuteilung kann nämlich effektiv zum Abbau von Druck am Arbeitsplatz beitragen.

Wenn Arbeiten jedoch an den falschen Mitarbeiter delegiert werden, führt dies häufig zur Entstehung von zusätzlichem Druck und Stress innerhalb des Unternehmens. Und das brauchen weder Sie noch Ihre hilfsbereiten Kollegen.

Eine häufige und mit zunehmender Verantwortung immer „verlockendere“ Falle: Menschen in Führungspositionen tendieren dazu, als Einzelkämpfer zu agieren. Das Lernen, sich trotzdem noch als Teil eines Teams zu begreifen, Arbeit abzugeben und die erzielten Ergebnisse als Teil einer im Team vollbrachten Anstrengung zu würdigen, kommt selten automatisch.

Gut durchdachte Teamarbeit sorgt für zeitliche Entlastung und ist förderlich für ein gutes Betriebsklima und dem Abbau von Stress. Apropos Betriebsklima…

Für ein gutes Betriebsklima sorgen

Immer wieder berichten mir Klienten in Coachings, dass Kollegen durch intrigante Spielchen und Mobbing das Arbeitsklima belasten. Solche Verhaltensweisen führen zu Reibungsverlusten und erzeugen völlig unnötigen Druck am Arbeitsplatz.

Daher gehört es zu den Aufgaben der Führungskräfte, derartige Entwicklungen zu erkennen und zu unterbinden und wenn nötig, folgenreiche Konsequenzen zu ziehen.

Ruhephasen für Körper und Geist schaffen

Hektik läßt nicht reifen.
–Else Pannek

Wer permanentem Druck ausgesetzt ist, sollte unbedingt darauf achten, Körper und Geist intensive Phasen der Erholung zu verschaffen. Autogenes Training, Meditation oder Yoga-Übungen können in dieser Hinsicht wahre Wunder wirken, das ist seit langer Zeit kein Geheimnis mehr (und trotzdem scheitern viele von uns beim Aufbau solch sinnvoller Gewohnheiten).

Regelmäßiges Joggen oder erholsame Spaziergänge in der freien Natur eignen sich ebenfalls hervorragend zum Abbau von Stress am Arbeitsplatz. Und wenn Sie das Handy im Wald noch ausschalten und dem Gezwitscher lauschen, müssen Sie am nächsten Tag nicht einmal flunkern, wenn Sie Ihr Chef fragt, warum Sie nicht zu erreichen waren…

Das eigene Wissen erweitern

In ihrem faszinierendem (englischen) TEDtalk „How to make stress your friend“ schafft Kelly McGonigal Raum für den Gedanken, Stress durch eine positive Sichtweise als Freund anzusehen und nicht als den Feind, als den auch sie ihn in der vergangenen Dekade ihrer Forschung tituliert hatte.

Seinen „Gegner“ gut zu kennen, schadet also nicht. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Bücher veröffentlicht, die sich mit diversen Aufgaben und Problemen am Arbeitsplatz und auf interessante Weise mit der Thematik Druck am Arbeitsplatz auseinandersetzen (z.B. in dieser Rubrik bei Haufe).

Ein Beispiel ist das von Friedel John und Gabriele Peters-Kühlinger verfasste Werk Mit Druck richtig umgehen. Der kompakte Ratgeber zeigt die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln und zeigt – ganz im Sinne der Positiven Psychologie – wie Druck utilisiert und als Chance für Veränderungen genutzt werden kann.

Fazit zu Druck am Arbeitsplatz:

Druck und Stress sind letztlich Bestandteile der modernen Arbeitswelt, die sich aufgrund der an den Arbeitnehmer herangetragen Anforderungen nicht komplett beseitigen lassen. Es ist jedoch möglich, den am Arbeitsplatz verursachten Stress durch entsprechende Verhaltensweisen deutlich zu minimieren.

Oder zum Freund zu machen.

Gute Aussichten, finden Sie nicht?

Literatur

John, F. & Kühlinger, G. (2015). Mit Druck richtig umgehen. Freiburg im Breisgau: Haufe-Lexware.