Die letzten Wochen standen im Zeichen der glücklicher machenden Leidenschaft. Wie man Leidenschaft findet, welche Lügen über Leidenschaft in der Luft liegen und wie man sich mit leidenschaftlichen Menschen umgibt, weil diese so wichtig sind als Unterstützung, Inspirations- und Motivationsquelle. Und so, wie Leidenschaft uns und unser Tun glücklicher macht, nehmen andere Dinge uns unsere Freude und fressen unser Wohlbefinden zum Frühstück.

Doch woher die Zeit nehmen, sich mit Dingen wie Werten und Zielen zu beschäftigen? So viele andere Dinge passieren über den Tag, dass es selten ein Luftholen, geschweige denn einen Gedanken an das persönliche Glück gibt.

In der Glücksforschung gelten ähnliche Faktoren wie bei der Wissenschaft des Zeitmanagements. Es gibt Dinge, die man verstärkt machen kann, um glücklicher zu werden und jene, die man am besten lässt, um sein Wohlbefinden zu steigern.

In diesem Artikel möchte ich die Aufmerksamkeit auf 10 Dinge richten, die während des Tages selten bewusst werden, eben weil sie so gewohnt sind und häufig automatisch ablaufen. Und wie so oft liegt hier der erste Schritt des weniger-Tuns in einem Mehr an Aufmerksamkeit.

10 Dinge, die es sich zu kappen lohnt

So, wie hinweggefegte Zeitfresser Ihrem Tag mehr Platz für die wirklich wichtigen Dinge geben, verschafft das Weglassen von wenig hilfreichen Angewohnheiten Ihrem Tag mehr Energie, mehr Freude, mehr Ausgeglichenheit – mehr Wohlbefinden.

Nehmen Sie folgende Angewohnheiten einmal kritisch in Augenschein:

1. vorwerfen

Menschen machen vieles falsch. Einige lernen aus ihren Fehlern, andere machen stetig die selben. Diese Menschen für ihre Schritte zu beschuldigen und ihnen Vorwürfe zu machen, geschieht schnell. Doch Hand auf’s Herz: wie gerne und schnell ändern Sie sich, wenn Ihnen jemand einen Vorwurf macht?

Anstatt Vorwürfe zu machen, fragen Sie sich bzw. noch besser den Fehlerteufel, über den Sie sich aufregen, wie Sie ihm helfen können, das nächstes Mal pünktlich seine Arbeit abzuliefern, nicht zu lügen oder etwas nicht zu vergessen.

Wenn jemand einen „Fehler“ macht, können Sie es als Chance sehen, freundlich zu sein, zu verstehen und zu vergeben.

Zu spüren, wie ein anderer nicht nur bemerkt, was er entgegen der Erwartung eines anderen „falsch“ gemacht hat, sondern Verantwortung zu übernehmen und Hilfe anzubieten, kann nicht nur kraftvoll sein, sondern wird mit ziemlicher Sicherheit ebenfalls schneller zu einer Veränderung im Gegenüber führen.

Mit anderen Menschen besser auszukommen und sich weniger mit Vorwürfen zu beschäftigen, macht glücklicher.

2. beklagen

Ihre Worte üben Macht aus. Insbesondere auf Sie selbst. 

Was ist schärfer als das Schwert? Die Zunge!
–Aus Arabien

Es gibt genug Gründe, warum wir uns beschweren oder lästern. Oft genug handelt es sich dabei jedoch um kurzfristig befriedigende Strategien, denn langfristig machen Klagen Sie nicht glücklicher. In den seltensten Fällen ändert sich alleine aus der (wenig konstruktiven) Beschwerde etwas. Durch’s Beschweren beschweren Sie sich auf Ihren eigenen Schultern.

Sprechen Sie nicht nur darüber, was falsch ist. Sprechen Sie zugleich darüber, wie Sie es verbessern können oder noch besser: tun Sie es!

Und Sie werden es nicht für möglich halten, wie glücklich es machen kann, 21 Tage am Stück ohne Klagen über die Runden zu kommen!

3. kontrollieren

Seine Ziele zu kontrollieren, ist gewiss empfehlenswert. Aber wie bei vielen anderen Dingen ist auch bei der Kontrolle die Dosis das Gift. Sie können nicht alles kontrollieren, denn zu viel liegt außerhalb Ihres Einflussbereiches. Und selbst die Dinge, die Sie kontrollieren können, müssen Sie nicht durchgehend kontrollieren.

Kontrolle nimmt oft seine Kumpels Druck, Angst und Macht mit auf die Piste. Und diese sind in Summe keine Gruppe, der Sie sich anschließen möchten…

Loszulassen schafft Vertrauen, selbst, wenn Fehler geschehen oder nicht alles nach Ihren Vorstellungen von statten gegangen ist. Loslassen schafft den Freiraum zum Lernen. Und loszulassen wird Ihnen ebenfalls Zeit verschaffen, sich auf andere Dinge zu konzentrieren.

Oder sind Ihre Ziele, Wünsche oder Ihre Meinung wichtiger als das Wachstum der Menschen um Sie herum?

Geben Sie anderen und auch sich mehr Raum für die Wahrscheinlichkeit, unkontrolliert zu handeln. Es wird allen zu mehr Wohlbefinden gereichen.

4. unterbrechen

Kontrolle und Steuerung spielen auch bei Dialogen eine wichtige Rolle. So kann Ungeduld ein Faktor sein. Auch fehlender Respekt gegenüber seinem Gesprächspartner. Denn das Unterbrechen eines anderen deutet an, dass Sie zu wissen glauben, was Ihr Gegenüber Ihnen sagen wollte oder kein lässt vermuten, dass Sie kein Interesse haben, sich dessen Meinung anzuhören.

Zuhören bedeutet nicht, einfach nur zu warten, bis man wieder an der Reihe ist.

Zuhören heißt, den anderen verstehen zu wollen, bevor man sich selbst verständlich macht.

Kennen Sie jemanden, der Sie ausreden lässt und sich das anhört, was Sie zu sagen haben? Vermittelt es Ihnen, dass diese Person Ihren Sätzen mehr Gewicht verleiht, sie ernster nimmt und abwägt? Fühlen Sie sich dadurch wertgeschätzter?

Sich an seine Wahrheit zu klammern, macht nicht glücklicher.

Und auch nicht schlauer.

5. klammern

Nicht nur an der eigenen Wahrheit hängen wir gerne wie ein Faultier am Baum. Sich an etwas oder jemanden zu klammern, von dem Sie denken, dass Sie es benötigen, macht nicht glücklicher, sondern steigert die Angst vor Verlust und lässt Sie in vielen Situationen unsicher werden. Sie wissen schließlich nie, ob Sie es noch einmal bekommen.

Deshalb z.B. der Harmonie höchste Priorität zu geben und sich über die Maße mit dem Gefallenwollen zu beschäftigen, macht auf Dauer nicht glücklicher. Loszulassen, was einem ohnehin nicht gehört, schafft Freiraum – beim anderen und bei Ihnen.

6. predigen

Tja, mit diesem Punkt werde ich mich wohl selbst ins Gericht nehmen müssen. 🙂

Etwas leidenschaftlich zu tun oder zu verfolgen, birgt häufig die Gefahr, darin Besseres zu sehen als das, was andere tun. Ein eigenes Beispiel: die Positive Psychologie als eine geniale Wissenschaft zu betrachten, die der Menschheit gut tut, ist eine Sache. Nicht zu verstehen, warum das nicht alle so sehen, weil es doch so schrecklich offensichtlich ist, kann ignorant und naiv sein und einem mit Scheuklappen behängten Prediger gleichkommen.

Scheuklappen verschaffen zwar Fokus. Doch ein solcher Prediger zu sein hat ebenso einen bewertenden und kritisierenden Charakter, der wenig respektvoll sein kann.

Wie oft habe ich von anderen lernen können, dass das, was ich tue oder denke, nicht der Weisheit letzter Schluss ist? Wie oft haben sich Fakten, Kontext und Perspektive verändert und zu anderen Wahrheiten geführt? Wie oft ließ sich das, wofür ich „predigte“, mit anderen vermeintlich konträren Ansichten wunderbar verbinden und erweitern?

Wenige Dinge sind schmerzhafter und machen unglücklicher, als für seine Einstellung und Sicht der Dinge nicht ernst genommen zu werden. Auch hier kann Geduld helfen. Genauso wie eine profunde Basis der „gepredigten“ Inhalte, die anderen nachzuvollziehen hilft, was man selbst denkt und für gut hält. Und warum.

7. kritisieren

Wer selber (wohlwollend) dazu tendiert, aus Faszination und Leidenschaft zu predigen, hinterlässt an mancherlei Stelle auch Kritik.

Ich selber kenne es aus beruflichen Gründen zu gut: durch den Blick des Beraters wird alles im Leben schnell zu einem optimierbaren Prozess. Die eigene Arbeit, die der anderen, das Verhalten von Freunden, Bekannten und Fremden (Sie sehen es ja schließlich an diesem Artikel! 😉 – es gibt überall eine Schraube, an der man drehen könnte, um es noch besser zu machen.

Doch was heißt „besser“? Wer definiert das? Hängt es nicht immer vom Kontext ab?

Konstruktive Kritik ist wichtig und bringt Entwicklung. Unabhängig davon sind wir alle die, die wir sind. Nicht besser, nicht schlechter und gerade deshalb so einzigartig! Und das macht dieses unsere Leben doch so faszinierend!

Nehmen Sie diese Unterschiede als Unterschiede wahr und nicht als qualitative Bewertungen. Andere in einem besseren Licht zu sehen, wird auch Sie glücklicher machen.

8. sich selbst schlecht machen

Michael Tomoff - Was Wäre Wenn - Positive Psychologie und Coaching - Nathaniel Branden - Selbstwertgefühl„Kein Urteil ist wichtiger als das über uns selbst“ sagt nicht erst Nathaniel Branden in seinem sehr lesenswerten Buch Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls. Und so gerne man andere Menschen kritisiert und ihnen (manchmal auch ungefragt) seine Ideen auf die Nase bindet, sind wir uns selbst gegenüber oft ebenfalls gerne die kritischsten Urteiler.

Wir trauen uns nicht, weil wir „das nicht können“. Wir können nicht, weil wir das „eben nie so gelernt haben“. Wir lernen das nicht mehr, weil wir „nicht mehr lernfähig sind“.

Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.
–Willy Meurer

Sie können sich noch so von anderen loben, aufputschen oder motivieren lassen – wenn Sie sich nicht selbst ernst nehmen und schätzen lernen, wird es auch von anderer Seite nicht so sein.

Schauen Sie auf Ihre Stärken. Machen Sie sich bewusst und schreiben Sie auf, welche Stärken Sie haben. Werfen Sie mehr als nur einen Blick auf das, was Ihnen bereits gut gelingt, wo Sie anderen Menschen mit Ihren zahlreichen Fähigkeiten helfen können.

Sich selbst zu akzeptieren, zu respektieren und sich – ohne stinkendes Eigenlob – auch für das zu wertschätzen, was Sie in diese Welt mit Ihrer Persönlichkeit einbringen, ist ein wichtiger und glücklicher machender Schritt.

9. mit der Vergangenheit hadern

Was geschehen ist, ist geschehen. Niemand kann (bisher) die Zeit zurück drehen und die Dinge ändern, die passiert sind. Aber wie schon weiter vorne gesagt: jeder kann aus eigenen oder fremden Fehlern lernen und sie loslassen oder als Helfer zur Entwicklung nutzen.

Nostalgisch zu sein und aus Vergangenem Kraft zu ziehen, ist eine Sache. Sich über sich selbst aufzuregen, am Schlechten festzuhalten und dem Guten im Schlechten keinen Raum zu genehmigen, wird Sie nur unglücklich machen, nicht aber wachsen und glücklicher werden lassen.

Aber nicht nur mit der Vergangenheit haben wir unsere Querelen.

10. befürchten (nicht glücklicher zu werden)

Ich bewundere Menschen, die ein um’s andere Mal aus ihrer Komfortzone herausgehen und Entwicklungssprünge machen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Sprünge gut tun, dass man sie wahrscheinlicher machen kann. Mut ist dazu ein guter Begleiter, der aber unglücklicherweise nicht immer zur Seite steht.

So befürchten wir in vielen Situationen das Schlimmste, malen uns Horrorszenarien bildhaft aus und manchmal nicht nur tagsüber keinen klaren Gedanken fassen, sondern halten uns auch nachts wach, um uns verrückt zu machen. Verrückt darüber, wie uns andere finden werden, was sie über uns denken, was passieren wird, was vielleicht nicht.

Das macht uns schon gar nicht glücklicher!

In einigen Situationen ist es dann natürlich einfacher, nichts zu machen anstatt in oder auf das Szenario hereinzufallen. Irgendwann wird sich schon ein perfekter Zeitpunkt ergeben…

Und so zieht die Zeit an Ihnen vorbei.
Und auch Ihre Träume.

Doch Sie sind der Regisseur Ihres Films. Sie können sofort anfangen und das anpacken, was Sie vor Augen haben und den ersten Schritt in diese Richtung tun. Entschuldigen Sie sich bei der Angst und genehmigen ihr eine Pause. Sie ist wertvoll. Sie macht Sie aber auch manchmal übervorsichtig.

Und wenn Sie heute damit beginnen, etwas zu beenden, werden Sie sehen, wie sich neue Felder auftun, neue Wege ergeben, neue Menschen an Ihre Seite gesellen, die Sie inspirieren und motivieren werden, das zu tun, was Sie wirklich wollen.