Wie oft haben Sie sich schon zu den falschen Dingen JA sagen hören?
Überwältigende Anfragen von Freunden, zeitaufwendig Verpflichtungen durch Kollegen oder Vorgesetzte, schlechte Beziehungen mit Partnern oder Kunden?
Wie oft haben Sie sich bereits gewünscht, Sie könnten die Kraft aufbringen und diese Anfragen, Verpflichtungen oder Beziehungen abwehren?
Ein gut platziertes Nein kann Ihnen nicht nur Zeit und Ärger ersparen, sondern sogar Ihr Leben retten! (tweet)
Das Leben, das Ihnen nicht zur Verfügung stünde, würden Sie zu allem Ja sagen, zu dem Sie ein gesundes Nein aufbringen könnten.
Aber Sie haben das Recht, Nein zu sagen.
Zu allem, was Sie schmerzt.
Zu Standards, die Ihnen lange nicht mehr dienen.
Zu Menschen, die Sie Ihrer wertvollen Energie und Kreativität berauben.
Zu Glaubenssätzen, die nicht die Person widerspiegeln, die Sie wirklich sind.
10 Dinge, zu denen Sie ab sofort NEIN sagen sollten
Jedes Nein ist ein Schritt zu Ihrem Leben. Jedes Nein kann Kräfte lostreten, die es Ihnen erleichtern, sich für weitere Neins zu entscheiden und sie auszusprechen. Deswegen sind hier zehn Vorschläge, die Ihnen Lust machen sollen, sich dagegen zu entscheiden. Alle diese Möglichkeiten sind Wege zum Wachstum. Und ohne zu lernen, ein klares Nein auszusprechen, wird ein ehrliches Ja zu sich selbst immer schwierig bleiben.
1. Nein zu sozialem Druck
Noch als Kinder bekamen wir beigebracht, höflich und nett zu sein und zu den falschen Momenten Ja zu sagen. Das Ergebnis aus dieser Erziehung setzt uns heute von Kollegen, Institutionen, Vorgesetzten, Freunden und ebenso Familienmitgliedern unter Druck. Denn sie alle wollen ihre Bedürfnisse befriedigt sehen.
Hier eine einfache Idee, die Sie bereits Ihren Kindern mit dem ABC mitgeben können: das ABC des Nein-Sagens:
A wie anerkennen, in was Sie Ihr Gegenüber hineindrücken möchte.
B wie begrenzen, was leichter ist, je eher Sie es tun („Ich muss möchte in fünf Minuten meinen Zug kriegen“).
C wie in Click!, dem Ton, der ertönt, wenn die Zeit für Sie gekommen ist, das wahrzumachen, was Sie angesagt haben (z.B. zum Zug gehen).
2. Nein zu negativem Geplapper
Manchmal tut es gut, sich über etwas auszulassen. Dann und wann bleiben wir aber in diesem negativen Gerede hängen, so dass es fast zu einem Live-Kommentar unseres Lebens wird. Ungefähr wie der Nachrichtensprecher, der nur noch die schlechten News ansagt, weil sie publikumswirksamer sind.
„Wie konnte sie mir das nur antun?!“
„Der sieht aus wie ein Vollidiot! Alleine diese Hose…!“
„Wie unfähig kann man denn als Chef nur sein!?“
„Wie soll ich heute nur meinen Job überleben…?“
Häufig ist es einfacher, andere und sich selbst auf diese negative Art zu behandeln.
Wann immer Sie sich dabei erwischen, wechseln Sie Ihr Bändchen und sagen Sie Nein dazu.
3. Nein zu Menschen, die nicht gut für Sie sind
Sie werden nie Ihr eigenes, kreatives Talent finden, indem Sie Ja zu den Menschen sagen, die Sie Ihrer Energie berauben und Sie mit Beziehungen bestücken, die ins Nirgendwo führen. Menschen, die Sie anlügen, betrügen, Sie zu kontrollieren versuchen, Sie unterdrücken oder Ihre Stärken nicht kennen und fördern wollen – sagen Sie Nein zu diesen Menschen.
Hier gibt es keine Grauzone…
Ach ja… was oft schwer fällt: Alte Freundschaften loszulassen, die „damals“ einmal schön waren, Sinn verschafften, Glück versprachen. All zu oft bewegen sich aber beide Teile einer Freundschaft im Leben weiter, gehen verschiedenen Interessen nach und bewegen sich auseinander.
Auch dort lohnt es nachzuschauen, ob ein „Nein, das war einmal“ ein Ballastabwerfen sein kann. Nur Mut!
4. Nein zu Eifersucht und Neid
Eifersucht und Neid sind unvermeidlich.
Insofern nehmen Sie sie als das, was sie sind: Ein Fluchtplan aus dem Gefängnis. Denn Neid zeigt Ihnen, was in Ihnen vorgeht.
Sie handelt nie von der anderen Person.
Es gibt eine Million Dinge, auf die Sie neidisch und eifersüchtig sein können. Die eine Sache, für die Sie sich jetzt entscheiden können, ist, sich nicht für das zu schämen, was Sie entdecken, wenn Sie Ihrer Eifersucht auf den Grund gehen.
Sagen Sie Nein zu Ihrer Scham und akzeptieren Sie sie.
Sie macht Sie zu einem Menschen.
5. Nein zur Sklaverei
Nehmen Sie Menschen unter die Lupe, die Nein gesagt haben zur Sklaverei. Menschen, die nicht mehr im Morgengrauen aufwachen, um zur Arbeit zu gehen, hin und her zu fliegen, spät nach Hause zu kommen, am Wochenende die Wunden zu lecken, um von Feiertag zu Feiertag zu leben.
Schauen Sie sich jene an, die sich davon befreit haben.
Was machen diese Menschen anders?
Sie hatten Ideen, wie Sie aus ihren jeweiligen Hamsterrädern ausbrechen konnten.
Trainieren Sie Ihren Ideen-Muskel. Zum Beispiel, indem Sie jeden Tag zehn Ideen aufschreiben.
Egal, was für welche.
Egal, wie gut oder schlecht sie sind, wie hilfreich oder abstrus.
Den Muskel zu trainieren – das alleine zählt und wird sich bemerkbar machen.
6. Nein zu Pech
Manchmal jagen wir das Glück.
Manchmal haben wir es für eine Weile.
Und manchmal, wenn wir einen Kuss vom Glück zu sehen glauben, verschwindet es im Regen und lässt uns alleine und enttäuscht in ihm stehen.
Glück ist etwas, das wir uns verdienen. (tweet)
Und wenn wir wissen, wie wir es uns erarbeitet haben, wissen wir auch, wie wir es zurückbekommen.
Sagen Sie Nein zu Menschen, die Sie mit ihrem eigenen Pech runterziehen oder Sie einnehmen wollen, weil sie nicht auf Ihr Niveau kommen.
7. Nein zu negativer Energie
Häufig versuchen Menschen, uns zu provozieren. Sie wollen eine schnelle Antwort (auch das lernten wir als Kinder: Man antwortet, wenn man etwas gefragt wird).
Diese Menschen sind vielfach einsam oder wütend. Und sie fühlen sich besser, wenn sie andere um sich sehen, denen es ähnlich ergeht.
Und Sie wissen aus Erfahrung: es ist einfach, in ihre Falle zu tappen, sich aufzuregen, aggressiv zu werden, in den Sog aus Negativität einzutauchen und sich erst viel später zu fragen, warum das alles passiert ist.
Der Schlüssel: es zu erkennen.
Sie wissen am besten, wie Sie sich fühlen, bevor Sie ärgerlich und wütend sind. Vielleicht wird Ihnen warm. Oder Ihr Magen dreht sich im Kreis. Oder Sie beißen fest auf die Zähne, so dass sich Ihre Wangenmuskeln spannen.
Stoppen Sie innerlich Nein, wenn Sie die Anzeichen bemerken. Und helfen Sie stattdessen der anderen Person aus dem eigenen Strudel.
8. Nein zu Selbst-Sabotage
Stellen Sie sich vor, Sie wären Anhalter an einem Parkplatz.
Sie haben Ihr schön und mit Liebe gemaltes Pappschild vor sich und sehen den ersten Wagen vom Rastplatz abfahren.
Er ist groß, sieht gemütlich aus, schnell – und der Fahrer scheint freundlich und lächelt Ihnen sogar zu.
Aber das Ziel des Fahrers ist nicht Ihr Ziel.
Als der Mann in Ihrer Mitfahrgelegenheit nicht anzuhalten scheint, springen Sie samt Schild vor das Auto, das mit quietschenden Reifen zu schlittern beginnt, es nicht schafft… und Sie auf die Hörner nimmt.
Während Sie unnötigerweise Drama erschufen, wäre der nächste Wagen genau der richtige für Sie gewesen. Sie konnten das natürlich nicht sehen, da Sie noch auf der Motorhaube des ersten Wagens liegen und in das jetzt grimmige Gesicht des Fahrers schauen.
Akzeptieren Sie den Flow des Lebens (so wie Ihren eigenen Flow) und sabotieren Sie nicht Ihre eigene Reise.
Lassen Sie den ersten Fahrer samt schickem Gefährt vorbeifahren.
Wünschen Sie ihm gute Fahrt – wo auch immer sie endet.
Ihr Fahrer wird kommen.
Vertrauen Sie darauf.
9. Nein zu Mehr
Wir werden jeden Tag mit neuen Rezepten versorgt, wie man reicher, schöner, begehrenswerter, motivierter und zufriedener wird.
Wir machen unsere todo-Listen, die täglich wachsen und uns laufend unzufrieden machen, manchmal sogar nachts den Schlaf rauben.
Doch oft ist es nicht das „Mehr“, das uns glücklich macht, sondern das „Weniger“.
Nein zu sagen, ist ein Ja-Sagen zu weniger.
Nein zu sagen ist nötig, um Fülle anzuziehen.
10. Nein zu gedankenloser Selbstsucht
Sie kennen den motivierenden Leitsatz „Carpe Diem!“ – lebe den Tag. Lebe ihn als wäre es dein letzter.
Obwohl der Sinn dahinter die Wertschätzung dessen ist, was Ihnen am Tag so Gutes passieren kann (und gewiss auch tut), missverstehen viele Menschen diesen Leitspruch.
Sie interpretieren ihn, als sollten sie sich nicht so viel sorgen, als könnten sie alles tun, weil es ohnehin kein Morgen gäbe.
Sagen Sie Nein zu Egoismus und Selbstsucht.
Anstelle dessen ist hier ein alternativer Vorschlag: Denken Sie an eine Person, die Sie lieben.
Und nun behandeln Sie diese Person, als wäre es ihr letzter Tag.
Was denken Sie dazu?
Das ist definitiv eine schöne Zusammenstellung der Probleme mit dem NEIN sagen. Diese waren mir schon weitestgehend bewusst, mein Problem liegt darin, dass ich Dinge tue, die meinen eigenen ethischen Ansprüchen an mich selbst unterliegen. Wenn ich dann merke, dass dieses wertschätzende Verhalten meinen Freunden und Kollegen gegenüber mit Füßen getreten wird, werde ich aggressiv. Oft neige ich dann auf lange Sicht dazu, diese sozialen Beziehungen abzubrechen.
Ein Beispiel: in einem Café arbeite ich mit Freunden zusammen, ich versuche dabei, wenn ich meine Schicht habe, für meinen Nachfolger alles ordentlich zu hinterlassen, aufzufüllen was aufzufüllen ist; etwas mehr Aufwand zu betreiben, damit er einen schönen Arbeitsplatz vorfindet. Ich handle dabei nach derjenigen Maxime von der ich wollen kann, dass die zum allgemeingültigen Gesetz werde. Wenn ich dann zur Schicht komme ist regelmäßig einfach NICHTS gemacht. Ich habe versucht das zu kommunizieren, habe versucht den Nutzen dieses Verhaltens klar zu machen, habe darüber gesprochen, dass es weniger um den Mehraufwand geht als um eine schöne Arbeitsatmosphäre, das alles hat nichts genutzt. Es kommt dann ein Gefühl der Demütigung in mir auf, ich werde aggressiv und letztendlich resigniere ich, kann aber überhaupt nicht von meinen eigenen Werten ablassen. Das würde für mich bedeuten mich selbst zu verleugnen. Die Lösung kann ja schließlich nicht darin liegen, dass nun auch ich egoistisch und unumsichtig agiere…und dann weiß ich nicht mehr, wo meine Grenze anfängt, wieviel Verständnis ich für mein Gegenüber aufbringen muss (vll kann er sein eigenens Verhalten ja nicht reflektieren, ist gedankenlos oder einfach unorganisiert), ob es falsch ist meine eigenen Werte zu leben. Wäre ich gefühlsmäßig nicht involviert, wäre die Antwort wohl klar. Ich kann nur das machen, was ich für richtig halte, ich darf es aber nicht von anderen erwarten. Es handelt sich aber dabei um meine „Freunde“. Ist es dann zu hart zu sagen: wenn du mich so respektlos behandelst (denn so fühlt es sich für mich an), ist das nicht meine Definition von Freundschaft. Wir können weiter Kollegen sein, aber mehr ist nicht mehr drin?
Zugegebener Maßen ist das ein banales und eher praktisches Beispiel. Aber es ist ein Grund für mein Unwohlsein und zieht sich bei mir durch alle Lebensbereiche. Es fällt mir unendlich schwer, dass Maß zu erwischen, wieviel akzeptiere ich an meinem Gegenüber und wo ist es notwendig Grenzen zu ziehen. Ich bin inzwischen bereit dazu zu negativen Einflüssen Nein zu sagen und mache das auch immer mehr, oft habe ich aber das Gefühl ich müsste fast alles aus meinem Leben entfernen und zweifle an meinem Urteilsvermögen, denke ich bin ZU konsequent und ZU idealistisch. Vielleicht hat jemand einen Tipp für mich, wie ich das richtige Maß zwischen Selbstbehauptung und Verständnis hinbekomme?
Hallo Tatjana!
Vielen Dank für deine Offenheit und deine selbstkritischen und auch tiefsinnigen Fragen, wie ich finde.
Ich habe keine garantierte Lösung, aber eine Frage, die ich dir gerne stellen würde:
Was würde deiner Meinung nach passieren, wenn du deinen Freunden sagst, welche Werte bei dir sehr hoch im Kurs stehen? Sie könnten dir ja sogar eine Freude damit bereiten, indem sie auf diese Werte achten (dann ist es weniger ein Nein-Sagen als ein Tipp, dir Gutes zu tun).
Hilft das?
Lieben Gruß,
Michael