Im letzten Artikel habe ich zwei Theorien aufgeführt, warum wir den Satz „Wie die Zeit vergeht!“ jahraus jahrein aussprechen und das Gefühl haben, dass die Zeit gerade mit steigendem Alter schneller zu vergehen scheint.
In diesem Artikel bekommen Sie praktische Anwendungsbeispiele.
Wie Sie im letzten Artikel erfahren haben, ist es nicht leicht, sich neuen Dingen zu widmen oder Dinge zu tun, die man sich vorgenommen hat – so klar es auch sein mag, dass es gut und sinnvoll wäre. Das Rauchen aufhören? Vegetarier werden? Mental und logisch ist das für uns nachvollziehbar. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir es auch tun.
Es gibt es zwei Möglichkeiten, die Hindernisse für das Erfahren von neuem oder das Loslassen von Altem zu überwinden: die zeitliche Begrenzung einer neuen Sache und das Ausmaß dieser Sache.
1. Probieren Sie es für 30 Tage aus!
Wenn Sie es schaffen, Neues für 30 Tage am Stück zu tun, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es zu einer Gewohnheit geworden ist und damit nicht mehr viel bewussten Aufwand abverlangt. Jeden Tag für 10 Minuten Russisch zu lernen, 30 Tage ohne Fleisch auszukommen, vielleicht 30 Tage Liegestütz machen, bis Sie nicht mehr können und den roten Kopf erst einmal abkühlen lassen müssen.
Immer mit dem Wissen, dass es nach 30 Tagen vorbei sein wird, wenn Sie keine Lust mehr haben und somit nicht Ihr gesamtes Leben andauern muss!
2. Fangen Sie klein an
Es braucht nicht immer „cold turkey“ sein, also eine völlige Umstellung von heute auf morgen. Bis an’s Lebensende. Auch ein Tag in der Woche oder nur am Wochenende sind Zeiträume, die man etwas Neues ausprobieren kann. So wie Sie vielleicht Mittwochs regelmäßig zum Fußballspielen gehen oder sich mit Ihren Freundinnen zum Joggen verabreden, können Sie auch zum „Weekday Vedg“ werden (wie Graham Hill in seinem TED-Talk Why I’m a weekday vegetarian zeigt), also wochentags auf Fleisch verzichten und sich Ihrem Steak oder den Bratkartoffeln mit Speck am Samstag oder Sonntag widmen.
Klingt doch gleich halb so anstrengend und einschneidend, oder?
Wussten Sie, dass z.B. alleine die Bremer so viel CO2 sparen könnten, wie 40 000 Autos im Jahr verbrauchen, wenn sie alleine einen Tag in der Woche auf Fleisch verzichten? Einen Tag!
Was kann passieren? Im schlimmsten Fall hören Sie nach wenigen Tagen auf (oder fangen wieder an, wenn das Beispiel des Rauchens bei Ihnen zutrifft) und fragen sich, was Sie da wohl geritten hat. Bestmöglich bleiben Sie bei der Sache, können bald eine neue Fremdsprache, rauchen nicht mehr oder haben Spaß dabei, ohne Fleisch durch’s Leben zu kommen.
Physisch und psychisch lebensverlängernd
Abgesehen davon, dass Ihre neue Gewohnheit alleine gesunde und damit lebensverlängernde Effekte haben kann und wahrscheinlich wird, hat Variante 1) einen entscheidenden Vorteil, der sich außerdem auf Ihren Geist auswirkt. Und zwar in ähnlicher Art und Weise, wie die Welt uns als Kinder mit neuen Impulsen versorgt hat: er erweitert Ihren Horizont und bringt Ihnen neue Erfahrungen, die Sie weiterbringen und das psychologische Zeitempfinden dehnen.
Natürlich muss man nicht alles ausprobieren, nur um sagen zu können, man hat es versucht. Aber die Erfahrung zu machen, sich an etwas heran getraut zu haben, zumindest 30 Tage durchgehalten zu haben, wird Sie wachsen lassen. Und aus den Versuchen, die kleben bleiben, entwickelt sich ja vielleicht schnell eine gute neue Gewohnheit.
Hier eine Liste von Ideen für 30-Tage-Experimente. Sie könnten 30 Tage lang täglich…
- vegetarisch oder vegan leben
- eine neue Email-Gewohnheit anlegen (z.B. nur 2x Emails am Tag checken wie Ruben Loos in seinem Artikel Gut im Empfangen – 3 Schritte zu mehr E-Mail-Gelassenheit vorschlägt)
- x Minuten oder y Kilometer joggen (egal bei welchem Wetter)
- nur x Stunden schlafen
- ein neues Fremdwort lernen
- eine Fremdsprache vorantreiben
- einen Roman von 50.000 Wörtern schreiben (siehe NaNoWriMo) oder jeden Tag ein Gedicht
- ein Foto schießen (als Foto-Tagebuch, wie z.B. bei blipfoto)
- meditieren
- Zahnseide benutzen
- nicht mosern, lästern oder sich beschweren
- eine gute Tag für einen anderen tun
- x Seiten lesen
- ein Instrument lernen
- für alle einhändigen Aktionen die schwache Hand benutzen
- eine Person anrufen, die Sie lange nicht mehr gesprochen haben (mailen geht natürlich ebenso)
- 3 Highlights des Tages aufschreiben (mit der Was-lief-gut-Übung)
- mit/ohne Twitter/Facebook/Google+
- mit dem Fahrrad zur Arbeit (auf kurzen und mittleren Strecken ist man mit dem Rad ohnehin oft schneller)
- einen anderen Weg zur Arbeit nehmen (Umwege erhöhen die Ortskenntnis)
- ohne Zucker leben
- kurze Emails schreiben (siehe Emailcharter)
- spenden (einer Organisation wie Avaaz oder Campact, einem Obdachlosen, einem anderen Fremden oder Hatemalo 🙂
- einen Witz lernen
- ein Sprichwort lernen
- eine neue Internetseite mit anderen teilen
- ein inspirierendes oder motivierendes Video teilen
- ein Ding von sich wegwerfen, verkaufen, verschenken
- eine neue Methode in seinem Spezialgebiet lernen (Coaching, Training, etc)
- eine Sache machen, die „nur ein Kind“ machen würde (Pfützenspringen,
Scheibe Wurst an der Theke erfragen, mit Murmeln spielen…) - sich etwas bewusst gönnen und das vorher planen (Sauna, Massage,
Serie, Mittagsschlaf…) - ein kurzes Video drehen und jemanden damit via Email grüßen
- ein neues Wort erfinden
- einen eigenen Aphorismus aufschreiben
- einen Blogpost schreiben
- etwas zu wikipedia beitragen und damit Wissen in die Welt tragen
- eine Blume oder einen ganzen Strauß Blumen verschenken
- eine Postkarte verschicken
- ein schönes Erlebnis (z.B. aus der Kindheit) aufschreiben
- Tagebuch schreiben
- seine Zeitdiebe überprüfen und aufschreiben
- etwas Neues trinken oder essen
- höflich sein (Stuhl vorziehen, Tür aufhalten, in Jacke helfen, etc)
- jemandem einen Dankesbrief schreiben oder Dankbarkeit zeigen
- auf seine Worte achten und z.B. nicht mehr müssen müssen
Welche Dinge würden Sie gerne für 30 Tage ausprobieren? Oder haben Sie eventuell diese Erfahrung gemacht?
Falls nicht, schauen Sie sich zur Inspiration dieses 3-minütige Video von Matt Cutts an, der für 30-Tage-Experimente schwärmt und mit der wunderbaren Frage endet:
„Worauf warten sie – ich garantiere ihnen, die nächsten 30 Tage werden passieren, ob Sie es wollen oder nicht. Also warum überlegen Sie nicht einfach, was Sie schon immer mal machen wollten. Und versuchen es. Für die nächsten 30 Tage.“
–Matt Cutts
Foto: antonkawasaki, der übrigens einen Teddybär zu Besuch hat, dessen Gewohnheit das Reisen ist 😉
Klasse, sehr empfehlenswert!
wow ich finde deine seite mit jedem post cooler und du hast eine so positive einstellung wenn ich das lese denke ich alles ist so leicht
danke schon
Danke für das Lob! Und ja, die positive Einstellung hilft natürlich auch dabei, die Dinge als leichter zu sehen aber sie auch leichter zu meistern. Es ist kein Allheilmittel, aber oft ein guter Einstieg.
Ich hoffe, meine Artikel können dir und vielen anderen noch auf ihren Wegen helfen!
Ein wirklich interessantes Thema. Ich denke auch das wir durch neue Erfahrungen die Zeit am längsten „dehnen“ könnnen. Als Kind kamen mir besonders flow-erlebnisse besonders lang und erfüllend vor. Leider sind diese wie auch das Lachen weniger geworden.
ich freue mich auf mehr!
Ein sehr hilfreicher und überzeugender Ansatz, gute Vorsätze als 30-Tage-Experiment anzugehen.
Vielen Dank für diesen Tipp.
Wow, lieber Michael, Deine Beiträge sind super inspirierend, positiv, aufbauend und regen viel Input in mir an. Besonders schön empfinde ich, das du sehr viele Beispiele/Vorschläge anbietest, die sich sofort in die TAT umsetzen lassen. Das bereichert mein Leben sehr. – DANKE dafür. Du bist ein Geschenk, dass Du deinen Wissens-Reichtum so großzügig an uns weitergibst und mit uns teilst.
Liebe Ingrid,
wow zurück! Vielen Dank für deine berührende und mich sehr motivierenden Worte, deine Dankbarkeit und deine Wahrnehmung bezüglich meines Blogs. Das ehrt mich und macht Freude! 🙂
Liebe Grüße,
Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für diese vielen tollen Anregungen! Ich teile den Artikel gleich mit meinen Freunden.
Für mich sind zeitverlängernde Momente die, die ich mit Freunden verbringe (gemeinsames Essen beispielsweise) und die Tage, an denen ich etwas wirklich Neues oder Mutiges oder Gutes tue. Momentan lerne ich das 10-Finger-System.
Viele Grüße, Uta
Danke für die schöne Rückmeldung, liebe Uta. Und danke auch für’s Weiterempfehlen! 🙂
Lieben Gruß,
Michael
Ich bin zufällig über diesen Beitrag gestolpert und sehr begeistert! Teils fühle ich mich bestätigt, teils habe ich auch neue Ideen heraus bekommen, die mir hoffentlich helfen werden meinen dezeit eher eintönigen Alltag wieder neu zu beflügeln. 🙂
Bestätigt fühle ich mich durch die Ideen für die 30-Tage-Experimente. Einzeln habe ich hiervon schon das ein oder andere mal gemacht, aber meist nicht so lange am Stück. Nur eine Sache habe ich mal ganz bewusst gemacht: 1 Jahr lang habe ich jeden Tag notiert (in ein kleines Buch, welches ich von Zeit zu Zeit immer noch mal durchschaue), was an diesem Tag schön war. Darunter waren natürlich auch besondere Ereignisse, aber eben auch viel Alltägliches, worauf es meiner Meinung nach auch besonders ankommt. Davor war ich oft negativ eingestellt und traurig, seither sehe ich alles von Grund auf viel optimistischer und versuche es auch immer in die Welt raus zu tragen und andere damit anzustecken. 🙂
Viele Grüße,
Dani
Hey habe gerade deine Ideen für 30 Tage gelesen, weil ich neue Hobbies zu meinem Leben hinzufügen möchte. Da sind ein paar gute Ideen dabei, die ich dann hoffentlich durchziehen werde.
Was hast du selbst schon ausprobiert?
Hallo Laura,
frohes Neues! 🙂 Freut mich zu lesen, dass du mit Tatendrang ins 2018 einsteigst! Und ich drücke die Daumen, dass der lange anhält (siehe auch mein Artikel https://goo.gl/1yUHuv).
Was habe ich selbst ausprobiert? Och, so einiges. Meditieren, Zahnseide, Wasser trinken, Fremdwort lernen, NaNoWriMo mitmachen, … Aber egal, was du davon ausprobierst, es wird dich in jedem Fall weiterbringen und viel Spaß machen. Davon bin ich überzeugt!
Also viel Erfolg dabei!
Gruß!